Das Tor bleibt zu

■ Brandenburger Tor soll über neue Straßen umfahren werden/ Kompromiß zwischen CDU und SPD

Berlin. Das Brandenburger Tor bleibt entgegen dem Senatswillen nun doch geschlossen. Die Fraktionen von CDU und SPD verständigten sich gestern auf einen Kompromiß, der die vom Senat und der CDU gewünschte Öffnung für Busse, Taxis und Radfahrer verwirft, gleichzeitig jedoch einen bisher von der SPD abgelehnten Straßenneubau vorsieht. Die Koalitionsfraktionen einigten sich darauf, zunächst provisorisch die Behrenstraße über die Otto-Grotewohl- Straße bis zur Ebertstraße zu verlängern und damit eine sogenannte enge Umfahrung des Tors für den gesamten Straßenverkehr möglich zu machen. Da die dafür benötigten Grundstücke nicht dem Land Berlin, sondern dem Bund, dem Kempinski-Konzern, der Akademie der Wissenschaften und der Wohnungsbaugesellschaft Mitte gehören, soll diese provisorische Asphalttrasse langfristig durch eine Verlängerung der Französischen Straße ersetzt werden.

Eine provisorische Verlängerung der Behrenstraße könnte innerhalb von zwei Monaten verwirklicht werden, sagte der zuständige Abteilungsleiter in der Senatsbauverwaltung, Herbert Limann, auf Anfrage. Es sei allerdings noch »schwer abzuschätzen«, ob die Grundstückseigner ihre Zustimmung geben würden. Limann wies darauf hin, daß die vorgeschlagene Verlängerung der Französischen Straße ebenfalls größere Probleme aufwerfen könnte. Die neue Asphalttrasse würde quer durch die Ministergärten führen — ein Areal, das früher Hitlers Reichskanzlei beherbergte. Wegen dieser historischen Bürde lehnt Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) eine Bebauung der Ministergärten ab. Überdies, so Limann, gehörten sie zu den Flächen, die der Bund sich für Regierungsfunktionen vorbehalten habe. Das Bundesaußenministerium habe bereits Bauwünsche angedeutet. Daneben müßte eine Grünanlage zwischen den Neubauten an der Otto-Grotewohl-Straße für den Straßenneubau »zerstört« werden, warnte der Abteilungsleiter: »Mein Senator will das nicht.« Die SPD-Fraktion, die sich erst am Dienstag ebenfalls gegen jeden Straßenneubau rund um das Brandenburger Tor gewandt hatte, verteidigte ihren Umfaller als »unseren Kompromißanteil«. hmt