Vernetzte Clubs? Ja, aber autonome

■ Antwort an Carlo Cuomo

Die Bourgeoisie beginnt — vermittels einer technologischen Kultur, die weder Marx noch Lenin voraussehen konnten — mit der gesamten Weltgeschichte identisch zu werden. Ist das gut oder schlecht? Ich will nicht spekulieren, aber es ist schlechthin eine Tatsache.“ Pier Paolo Pasolini hat so, bitter, 1968 die Konjunktur beschrieben.

In dieser Situation stehen wir: Die Kommunisten sind in der Diaspora gelandet, die Bourgeoisie und ihre Geschichte triumphieren höchst eindrucksvoll. Die soziale Opposition ist zerstückelt, verstreut; ein Stück Demokratie kann man nur retten, wenn man sich an den Siegerwagen anhängt.

Gerade diese Tristesse hat aber nun bereits eine Reihe von Vereinigungen und politische Clubs zu Begegnungen veranlaßt, in denen man über die Realität der Worte Pasolinis nachdenkt. Und sich fragt, ob es noch möglich ist, all die verlorenen Fäden der kommunistischen Welt wiederzufinden. Derlei Versuche könnten eine wirkliche Erneuerung kommunistischer Kultur darstellen.

Bleiben wir realistisch. Die Aufsplitterung der Linken heute ist die Folge verfehlter Interpretation sozialer Realität. Wir haben uns verzettelt in unzählige Notstands-Überlegungen, anstatt praktikable Alternativen gesellschaftlicher Realität zu entwerfen.

Die Situation der Linken, speziell ihrer noch verbliebenen Organisationen und Gruppierungen, ist heute im Gegensatz zu früher von keinerlei Über- und Unterordnung mehr geprägt. Das kann ein überaus fruchtbarer Boden sein — die unzähligen, verstreuten Zirkel als hervorragender Ausgangspunkt für eine neue kommunistische Kultur. Die Erneuerung kann ja nur von außerhalb der großen traditionellen Organisationen kommen.

Der Anspruch dieser Gruppen muß sein: die Diaspora akzeptieren, um die Welt von heute zu erkennen, und herausfinden, welche politische Praxis heute zum Aufbau einer neuen Linken nötig ist.

Unabdingbare Voraussetzung dafür ist aber, daß all diese Orte neuen linken Denkens ihre volle Automonie behalten. Das bedeutet vor allem, der Versuchung zu widerstehen, alte politische Führungsschichten zu konservieren, und es bedeutet, daß wir jeden Schritt, den wir getan haben, sofort überdenken und rigoros seinen Bezug zur realen Gesellschaft um uns herum überprüfen. Massimo Anselmo

Der Autor ist Mitglied des „Circolo Antonio Gramsci“ in Neapel.

Die beiden Kommentare sind Teil einer in der Rubrik „L'articolo“ in 'il manifesto‘ geführten Auseinandersetzung.