Autonomen-Hetze-betr.: "Kein Asyl in Norderstedt" (jürgen oetting), "Inländerfeinde" (Jeder, nun auch die Autonomen, kocht mit der Ausländerfrage sein Süppchen), Kommentar von hmt, taz vom 7.11.91, "Weltbilder", taz vom 8.11.91

betr.: „Kein Asyl in Norderstedt“ (Jürgen Oetting), „Inländerfeinde“ (Jeder, nun auch die Autonomen, kocht mit der Ausländerfrage sein Süppchen), Kommentar von Hans-Martin Tillack, taz vom 7.11.91, „Weltbilder“ (In jedem Engagement steckt Narzißmus, dessen Kränkung droht), Kommentar von Peter Schneider,

taz vom 8.11.91

Kaum sind die Flüchtlinge aus Greifswald durch eine dringend notwendige Aktion vor Verfolgung und Verletzung geschützt und von Menschen aus ganz verschiedenen politischen Zusammenhängen dort weggebracht worden, ging in allen Hamburger Medien ('Morgenpost‘, 'Abendblatt‘, 'Welt‘, 'Bild‘, Regionalfernsehen), am Mittwoch, den 6.11., die Hetze los: „Autonome Unterstützer benutzen von ihnen gesteuerte Flüchtlinge als Propagandainstrument“, war die Message. Einen Tag später habt Ihr nichts Besseres zu tun, als diesen Dreck nachzuquatschen. Denn Jürgen Oetting weiß: „Autonome UnterstützerInnen haben das Sagen“, „die erschöpften Ausländer wissen von nichts.“

Oetting müßte es besser wissen, aber er will es nicht. Die gemeinsame Diskussion, die der Flucht von Greifswald vorangegangen ist, die Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen der norddeutschen Ausländerinitiativen und der Linken — zugegebenermaßen schwierig, aber vom Willen zur Solidarität bestimmt—, gemeinsame Entscheidungsprozesse zwischen UnterstützerInnen und Flüchtlingen: das interessiert die taz nicht. [...]

Die taz verkauft im Moment wieder Autonomen-Hetze (früher hattet ihr wenigstens noch Ahnung von der Zusammensetzung politischer Bündnisse), so auch mit Euren beiden oben genannten Kommentaren, in denen geschickt die Greifswald- Flucht und die Auseinandersetzung um die Berliner Demo vermischt wurden. Von CSU bis Grüne wollen alle Parteien eine weitere Einschränkung des — ohnehin eingeschränkten — Asylrechtes: ob bessere Abschottung, schnellere Abschiebung, Sammellager oder Einwanderungsgesetz, egal. Hier in Hamburg erklären die Grünen zum Beispiel offen, daß sie die Forderung „Bleiberecht ist Menschenrecht“ nicht mittragen.

Währenddessen sterben in Deutschland wieder Menschen aufgrund ihrer anderen Nationalität, anderen Aussehens etc. Wenn in dieser Situation politisch denkende Menschen sich weigern, in den nationalen Konsens des „Einschränkens!“ einzustimmen, sich weigern unter dem Konsens der Abschieber zu demonstrieren und auch noch praktische Hilfe leisten, ist das nur richtig. Das hat von Euch nicht geschmäht zu werden, beschäftigt Euch bitte mit der Suche nach Eurem neuen Finanzier. Der Konsens der Rathausparteien versammelte hier am 7.11.91 knapp 1.000 KundgebungsteilnehmerInnen (Hauptredner: SPD-Bürgermeister Voscherau) für „Ausländerfreundlichkeit“. Von denen rührt keiner einen Finger, wenn Flüchtlinge konkret bedroht werden, aus Lagern abgeholt, geschützt, versteckt werden müssen. Heute am 8.11.91 haben hier, anläßlich der Demo zum Jahrestag der Reichspogromnacht, fast 7.000 Menschen für offene Grenzen demonstriert. Es waren die von den taz-Kommentatoren geschmähten „PR-erfolgsgeilen Inländerfeinde“ mit dem kaputten Weltbild. Frank Frind, Hamburg