Ein Mann für gewisse Aufträge

■ Die seltsamen Umtriebe des Oberst Philipp

Bonn (taz) — Mit seinen nicht ganz koscheren Waffenlieferungen an die Kumpels vom israelischen Mossad hat der Bundesnachrichtendienst (BND) in Bonn für enormen Wirbel gesorgt. Auffallend, daß aus dem arabischen Lager kein Tönchen des Protestes zu vernehmen ist. Tatsächlich können sich auch Israels Erzfeinde über die Firma in Pullach nicht beklagen. Dem Terrorregime Saddam Husseins etwa vermittelte der BND Anfangs der 80er Jahre, so behaupteten jedenfalls Zeugen im Prozeß gegen einen irakischen Waffenhändler, die Ausbildung sogenannter Anti-Terror-Einheiten durch Spezialisten der Bundesgrenzschutz-Sondertruppe GSG 9 — Ausrüstung und Schießkram inklusive. Als der damalige irakische Innenminister Sadour Shakir im April 1982 zu Gesprächen mit hohen Beamten des BND und der bayerischen Staatsregierung in München weilte, deckte er sich bei einer lokalen Waffenfirma gleich mit Ballermännern für mehrere zehntausend Mark ein. Der Einfachheit halber wurden die genehmigungspflichtigen Waffen ohne reguläre Ausfuhrpapiere und unter Umgehung der üblichen Zollkontrolle auf dem Flughafen München- Riem im Privatflugzeug des Herrn Ministers verstaut. Zuständig für die Schummeloperation: Oberst Philipp vom BND.

Herr Philipp war vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) nach Pullach gekommen; daher sein Vorname Oberst. Beim BND fungierte er als Verbindungsmann zur bayerischen Landesregierung. Der lag offenbar viel an dem Geheim-Offizier: Gegen den Widerstand des Bonner Verteidigungsministeriums schob die Staatskanzlei des FJS den fidelen Oberst in kürzester Zeit von der für BND-Verbindungsmänner bei Landesregierungen üblichen Besoldungsstufe A 15 über A 16 bis auf B 3. Den alten Verbindungen verdankte Philipp anfangs des Jahres 1990, mittlerweile außer Diensten und Chef einer privaten Sicherheitsfirma, einen lukrativen Job: Die Bewachung des Übersiedlerehepaares Sigrid und Alexander Schalck-Golodkowski. Am heutigen Mittwoch soll Oberst Philipp vor dem Schalck-Ausschuß des Bundestages Rapport erstatten. Thomas Scheuer