Kita Bremen-Ost in der Klemme

■ Erster „betriebsnaher Kindergarten“ Zankapfel zwischen DRK und Sozialressort

Eigentlich sollte in diesen Tagen Bremens erste „betriebsnahe Kindertagesstätte“ (vgl. untenstehenden Kasten) im Zentralkrankenhaus Bremen Ost eröffnet werden. Gereicht hat es allerdings nur für zwei „Vorgruppen“. Die Eröffnung der Kita wurde auf den 1. April 1992 verschoben. Der Tagesstättenträger Deutsches Rotes Kreuz (DRK) hat da allerdings noch Zweifel. Und der Personalrat Bremen Ost fragt in einer Presseerklärung an die Sozialsenatorin gar, ob das nicht nur ein „Aprilscherz“ sei.

Die Realisierung des für Bremen bisher einzigartigen Projektes scheiterte bislang an einer ausreichenden Finanzierung. Die Baukosten haben sich mittlerweile verdoppelt, weil im Krankenhaus Bremen-Ost nach Willen des DRK und der Belegschaftsvertretung ein möglichst umfassendes Betreuungsangebot gemacht werden soll.

Als eine Maßnahme zur Überwindung des Pflegenotstandes wollen Personalrat und Pflegedienstleitung eine achteinhalb stündige Versorgung für Kinder von eins bis sechs anbieten. Daß auch die Kleinen aufgenommen werden sollen, ist für Konrad Zaiss vom DRK ein klarer Fall: „Das Erziehungsgeld endet nach 18 Monaten. Viele Frauen müssen dann wieder arbeiten. Außerdem ist es nach einer dreijährigen Kinderpause sehr schwer, wieder in den Beruf einzusteigen.

Weiterer Grund: „Im Stadtteil Bremen-Ost leben viele Kinder in schwierigen Familienverhältnissen. Eine frühzeitige familienbegleitende Betreuung wäre wichtig.“ Die Kinder sollen „familienähnlich“ in altersgemischten Gruppen betreut werden. Das ist der neueste Stand der Pädagogik, kostet aber Geld, da Kinder unter drei Jahren zusätzliches Personal und andere Räumlichkeiten brauchen.

Die Schaffung von 2.000 Kita- plätzen für Kinder unter Drei bis 1995 wird zwar von den Grünen in den Koalitionsverhandlungen gefordert. Doch das Sozialressort verweist auf den Senatsbeschluß von 13.11.90, nach dem zunächst Plätze für Kinder zwischen Drei und Sechs geschaffen werden sollen. Für Weitergehendes sei kein Geld da. Würde das Kita-Konzept in Bremen-Ost umgesetzt, wäre das ein Durchbruch in der Betreuung unter Dreijähriger.

Das Gesundheitsressort bietet dem Personalrat des Krankenhauses Bremen-Ost in einem Schreiben vom 11.10.1991 eine „bescheidene Unterstützung“ an: Wenn, wie von der Sozialsenatorin vorgeschlagen, eine Elterninitiative die Betreuung der Kinder unter Drei übernehmen würde, wäre ein Zuschuß bis zu 30.000 Mark drin. „Unsinn“, sagt Personalratsmitarbeiter und ÖTV-Vertrauensmann Rolf Schlüter. Das Landessozialamt fordere mindestens zwei Fachkräfte für acht Kinder. Die wären mit 30.000 Mark nicht bezahlbar, es sei denn, über wackelige ABM-Stellen. Auch Konrad Zaiss vom DRK findet den Vorschlag nicht akzeptabel. „Das bedeutet Elternbeiträge von 600 Mark und Elternmitarbeit, die für voll Berufstätige nicht zu leisten ist.“

Ein weiterer stittiger Punkt ist die Aufnahme von Kindern niedersächsischer KrankenhausmitarbeiterInnen. DRK, Personalrat und Elterninitiative fordern vom Sozialressort eine umgehende Entscheidung, da der weitere räumliche Ausbau von der inhaltlichen Konzeption abhängig ist und bis Ende des Monats über die Art des Weiterbaus entschieden werden muß.

Doch eine Entscheidung ist genau das, was das Sozialressort vermeiden will, arwöhnen die Betroffenen. Öffentlicher Ärger solle vermieden werden, um das ohnehin angeschlagene Ressort zu schonen. asp