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DOKUMENTATIONStatt eines Kommentars

■ Mete Eksi war ein Kind dieser Stadt

Mete Eksi war kein Fremder, wie ihn viele sehen wollen. Er war ein Kind und Heranwachsender dieser Stadt, die seine Heimat war. Seine Eltern waren vor einigen Jahrzehnten als sogenannte Gastarbeiter eingewandert und hatten ihren Lebensmittelpunkt in unserer Stadt. Das politische Klima hat sich in den letzten Monaten derart verschärft, daß viele Menschen, denen man ihre »andere« Herkunft ansieht, in dieser Stadt verängstigt sind. In den Familien ist der Rassismus ein Hauptthema geworden. Obwohl einige Politiker die Gefahr der Gewalt auf der Straße gegen Nichtdeutsche kennen, versuchen sie durch Appelle an die Stammtischmanieren Wahlkampf zumachen. Diese sind mitschuldig. Wenn Politiker im Parlament Rassistisches von sich geben, darf man sich nicht wundern, wenn die Straße nicht nur bei verbalen Unmutsäußerungen verbleibt.

Die Politik muß sich endlich entschließen, nach dreißig Jahren Einwanderung die Grundlagen für ein gleichberechtigtes Miteinander zu schaffen. Deutschland ist faktisch eine Einwanderungsgesellschaft geworden, sie definiert das Staatsvolk jedoch weiterhin völkisch. Wir brauchen endlich Gesetze zum Schutz der Minderheiten vor Diskriminierung und Rassismus. Wir brauchen ein Antirassismusgesetz, wie auch in anderen europäischen Ländern. Hätten die Einwanderer, von denen die meisten schon Jahrzehnte hier leben, ihre vollen Bürgerrechte erhalten, würden viele Politiker ihre demagogischen Reden überdenken müssen. Wir trauern heute nicht nur um das Opfer. Auch die Täter sind Opfer. Wir wollen keine Rache.

Auch die Täter, junge Menschen, haben ihr Leben ruiniert. Mete muß das letzte Opfer sein! Wer schweigt oder einfach vorbeigeht, macht sich mitschuldig!

Kazim Aydin, Vorsitzender des Berlin Türk Veliler Birligi (Türkischer Elternverein in Berlin [West] e.V.)

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