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Alter schützt vor Toren nicht

■ Handball-Bundesliga: Blau-Weiß Spandau-SG Hameln 24:23 (11:11)

Berlin (taz) — Es wäre nicht falsch und durchaus ehrenhaft, diese Mannschaft als DDR-Nationalteam zu bezeichnen oder vielleicht den Namen in Sentimentalgemeinschaft Hameln zu verändern. Welchem wirklich Handballbegeisterten entfleuchten denn keine Seufzer und kämen unvergessene Spiele in den Sinn bei den beiden Rekordnationalspielern Wieland Schmidt und Frank- Michael Wahl. Ersterer in grauer Vorzeit im ewigen Duell mit Großwallstadts Riesenschnauzbart Manfred Hofmann um den Titel „Bester Torhüter der Welt“, der andere seit gleich langen Jahren ein dermaßen wurfgewaltiger und pfiffiger Rückraumspieler, daß selbst den beiden letztgenannten seine Bälle nur so um die Ohren pfiffen. Fehlte nur noch der ebenso kleine wie dicke und schlitzohrige Kreisläufer Ingolf Wiegert, der VfL Hameln könnte mit dem genialsten Trio, welches der DDR-Handball je besaß, jeden Gegner das Fürchten lehren.

Nun, zumindest Wiegert trainiert lieber die Frauen in Magdeburg, doch auch Wahl und Schmidt alleine reichen aus, ihre Gegenüber feuchte Hände bekommen zu lassen. Aus Rostock und Magdeburg lockte sie Geld, Berufsausbildung und sichere Zukunft ins Weserbergland, um den damaligen Zweitligisten Hameln ratzfatz in die erste Liga und zum Spitzenteam zu werfen. Was den beiden wacker auf Vierzig zuschreitenden Handballsenioren so eindrucksvoll gelang, daß Wahl immer noch ein wichtiger Spieler der jetzt gesamtdeutschen Nationalmannschaft ist.

Von der Spielstärke her hätte die Partie in Spandau eine klare Angelegenheit für die Gäste aus Hameln sein müssen, und zunächst schien das Spiel auch normal zu verlaufen. Die Hamelner Routiniers waren souverän, bei den Spandauern litten einige Spieler unter dem Phänomen, einerseits mit fischigen Flutschfingern zu spielen, so oft konnten sie den Ball nicht fangen; andererseits grauselige Fehlpässe zu produzieren. Im zweiten Teil konnten die Gäste auf drei Tore davonziehen, denn endlich stand Wieland Schmidt im Tor mit seiner so altmodischen wie wunderbaren Art, gleich einer Katze nach dem Ball zu springen, und selbst flache Würfe lieber mit der Hand statt dem Fuß aus der Ecke zu tatzen. Doch ließen seine Vorderleute ihn zum Schluß schmählich im Stich. Die Uhr zeigte die letzte Sekunde, direkter Freiwurf für Spandau, Trainer Uwe Janke rennt aufs Feld, gibt Tips, flitzt vom Schiedsrichter verfolgt zurück, Wurf, daneben, Spielende? Nein!

Der Wurf kam vor dem Pfiff. Also Wiederholung, Janke wieder auf den Platz, neue Anweisung, wieder Flucht vor dem Schiri, jetzt der Pfiff, und diesmal sitzt der Wurf von Andreas Wigrim genau im Eck, das Tor gilt und betreten schleichen die ausgetricksten Hamelner Oldies aus der Halle, während die Spandauer sich benehmen, als hätten sie grad die Meisterschaft gewonnen. Jaja, Alter schützt vor Toren nicht, und überhaupt, die früheren Zeiten, vorbei, seufz, schluchz. Schmiernik

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