„Schwarzer Tag des Terrors in Belfast“

Dublin (taz) — Die Spirale der Gewalt in Nordirland dreht sich immer schneller. Am Mittwoch abend kamen bei vier verschiedenen Anschlägen der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) vier Männer ums Leben; ein weiterer Mann und ein Baby wurden schwer verletzt. Die IRA erklärte, Ziel der Angriffe seien loyalistische Paramilitärs gewesen.

Innerhalb von einer Stunde überfielen IRA-Einheiten drei Häuser in protestantischen Vierteln Belfasts, schlugen die Türen ein und erschossen vier Männer. Im Kugelhagel wurde auch die acht Wochen alte Nichte eines der Opfer getroffen. Eine halbe Stunde später explodierte unter einem Auto in der protestantischen Shankill Road eine Bombe. Der Fahrer erlitt Verbrennungen und schwere Beinverletzungen.

Der Belfaster Bürgermeister Nigel Dods von der Demokratischen Unionistischen Partei (DUP) sagte: „Aufgrund der Brutalität der Anschläge und ihrer Ausbreitung auf verschiedene Stadtteile war das einer der schwärzesten Tage des Terrors, die wir in den letzten Jahren in Belfast erlebt haben.“ Ed Moloney, Nordirland-Korrespondent der 'Sunday Tribune‘, ist davon überzeugt, daß die Anschläge von der IRA-Führung abgesegnet waren. Den verstärkten „Trend zum Militarismus“ führt Maloney darauf zurück, daß die Unterstützung für den politischen Flügel der IRA, Sinn Fein, in der Republik Irland praktisch zusammengebrochen sei, während die Partei in Nordirland keine Sympathieverluste durch IRA- Anschläge befürchten muß — bei Wahlen gewinnt Sinn Fein dort konstant elf Prozent der Stimmen. „Deshalb glaubt die IRA, daß es nicht mehr länger nötig sei, auf die Empfindlichkeiten in Südirland Rücksicht zu nehmen“, sagt Moloney.

In diesem Jahr sind bereits 81 Menschen in Nordirland getötet worden. Ein Bewohner der katholischen Falls Road sagte gestern zur taz: „Man muß kein Prophet sein, um vorauszusagen, daß an diesem Wochenende ein paar Katholiken aus Rache von loyalistischen Paramilitärs ermordet werden.“ Ralf Sotscheck