Waldsterben nimmt alarmierend zu

Hamburg (ap/taz) — Mit Aktionen auf Straßen und Autobahnen hat die Umweltschutzorganisation Robin Wood gestern auf die Waldschäden aufmerksam gemacht. Aus Anlaß der Vorstellung des Waldschadensberichts der Bundesregierung, den die Öko-Paxe als lückenhaft bezeichnete, veranstalteten sie einen bundesweiten Aktionstag mit dem Themenschwerpunkt „Verkehr“. Sie forderten eine Einschränkung des Individual- und Güterverkehrs um mindestens zwei Drittel und gleichzeitig eine schrittweise Verteuerung der Mineralölsteuer um fünf Mark.

Die Umweltschützer besetzten eine Brücke über die Autobahn A 2 bei Bielefeld, brachten ein Transparent mit der Aufschrift „Europa kommt — der Wald stirbt“ an und befestigten abgestorbene Fichten am Brückengeländer. Bei Dortmund streuten sie auf der Bundesstraße 1 Erde aus und pflanzten Bäumchen.

Der Waldschadensbericht der Bundesregierung gebe die vom Straßenverkehr wesentlich mitverursachten Schäden am Wald nur unzureichend wieder, kritisierte Robin Wood. In dem Bericht würden nur einige sichtbare oberirdische Schädigungen wie etwa Nadel- und Blattverluste, Kronenverlichtungen oder auch veränderte Verzweigungsmuster erwähnt. Unbeachtet hingegen blieben in der offiziellen Statistik „unsichtbare“ Schädigungen im Wurzelbereich wie etwa die Verflachung des Wurzelsystems oder Feinwurzelverluste sowie Veränderungen des Waldbodens und der darin lebenden Pflanzen und Tiere. In Deutschland sind bereits zwei von drei Bäumen krank, im Osten sogar bis zu 50 Prozent schwer geschädigt, so der Waldschadensbericht. Demzufolge hat das Waldsterben in den alten Bundesländern stark zugenommen. Bundesernährungsminister Ignaz Kiechle (CSU) gab gestern zu, daß die 1982 beschlossenen Maßnahmen zur Luftreinhaltung noch kein Ergebnis gebracht hätten.

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände in Bonn bezeichnete den Waldschadensbericht der Bundesregierung als Dokument des Mißerfolgs. „Am Krankheitsbild des Waldes gemessen, ist die Luftreinhaltepolitik der Bundesregierung gescheitert.“ itz