Autogifte fegen Straße frei

■ Töpfer kündigt Grenzwerte für Ruß und Benzol an/ Umweltbundesamt legt Studie vor: Mehr Verkehr macht Erfolge bei Schadstoffverringerung zunichte

Bonn (ap/taz) — Bundesumweltminister Klaus Töpfer will den Kommunen die gesetzliche Möglichkeit verschaffen, bei Überschreiten bestimmter Konzentrationen von Luftschadstoffen in Ballungsgebieten verkehrslenkende Maßnahmen bis hin zur Sperrung der Innenstädte für den Autoverkehr zu ergreifen. Eine entsprechende Verordnung sei in Vorbereitung, kündigte Töpfer an. Der Minister stellte einen Bericht des Umweltbundesamtes vor, der zu dem Ergebnis kommt, daß ein Teil des Erfolges bei der Verringerung des Schadstoffausstoßes der Kfz durch die Zunahme des Straßenverkehrs wieder zunichte wird.

Laut Töpfer setzt die geplante Verordnung den Jahresmittelwert für das krebserregende Benzol auf zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft fest. Der entsprechende Wert für die ebenfalls krebsauslösenden Rußpartikel aus Dieselfahrzeugen soll acht Mikrogramm betragen. Auch für Stickstoffoxide und Schwebstoffe werden Grenzwerte festgesetzt. An stark belasteten Straßen sind nach Angaben Töpfers bereits 15 bis 35 Mikrogramm Benzol und 20 bis 40 Mikrogramm Dieselruß pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel festgestellt worden. Die Verordnung soll nach den Worten Töpfers zunächst mit den Ländern besprochen werden. Sie schreibt keine bestimmten Maßnahmen bei Überschreiten der Werte vor. Die Entscheidung müsse bei den örtlichen Behörden bleiben.

In diesem Zusammenhang wies Töpfer darauf hin, daß auch batteriebetriebene Fahrzeuge nicht unproblematisch sind. Zwar verursachten sie im Straßenverkehr keine Emissionen. Bei der derzeitigen Struktur der Kraftwerke verursache ein Batterieauto aber bei der Stromproduktion beispielsweise soviel Kohlendioxid wie ein Mittelklassewagen.

Der Bericht des Umweltbundesamtes über Verkehrsbedingte Luft- und Lärmbelastungen stellt fest, daß 68 Prozent aller im alten Bundesgebiet emittierten Stickstoffoxide, 52 Prozent der Kohlenwasserstoffe und 74 Prozent des Kohlenmonoxids vom Straßenverkehr stammen. Ohne Gegenmaßnahmen würden die Emissionen drastisch zunehmen, denn allein der Bestand an Pkw werde von heute knapp 36 Millionen bis zum Jahr 2000 auf 43 bis 46 Millionen steigen.

Insbesondere in den Ballungszentren seien daher sowohl aus Umwelt- wie auch aus Gesundheitsgründen dringend weiterreichende Verringerungen der Schadstoffbelastung erforderlich, betonte Töpfer. Dies müsse auf drei Wegen erreicht werden: durch Verkehrsvermeidung, Verlagerung auf umweltschonende Verkehrsmittel und durch technische Verbesserungen der Verkehrsmittel.

Laut Töpfer sollen die Abgasnormen so verschärft werden, daß nach der 1993 erreichten europaweiten Durchsetzung des Katalysatorautos 1996 eine weitere Halbierung der Kohlenwasserstoff- und Stickstoffoxid-Emissionen bei Benzinmotoren sowie der Dieselrußpartikel erreicht wird. 1999 sollten die Werte schon wieder halbiert werden.

Töpfer machte darauf aufmerksam, daß alle bislang vorgesehenen Maßnahmen nicht zu einer Verringerung der Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids führen. Prognosen sagten einen weiter zunehmenden Autoverkehr voraus, er dränge deshalb auf Verminderung des Kraftstoffverbrauchs. Auch verkehrsbeeinflussende Maßnahmen seien nötig, erkannte der ankündigungserprobte Minister vor der Presse.