Gremium von Dilletanten

■ Betr.: „Es geht um Radio Bremen“ — taz-bremen vom 8.11.91

Mir kommen die Tränen! „Das Redakteursvotum bei Radio Bremen wurde übergangen.“ Das ist ja nun wirklich die Höhe. Wie kann dieses Gremium von Dilletanten, das sich Rundfunkrat schimpft, sich diese Frechheit herausnehmen und nicht nur anders denken als die Redakteurinnen, sondern auch anders handeln. Und daß, obwohl ganze 20 — in Worten: zwanzig — Redakteure sogar einen Brief schrieben und ihn höchstpersönlich vor der Sitzung verteilten, und der Betriebsrat in der Sitzung unverholen: „Alle Macht dem Betriebsrat!“ forderte...

Eine durch und durch zerstrittene Klasse kriegt man natürlich dadurch am besten in den Griff, wenn man sie sich selbst überläßt. Das scheinen zumindest jene 20 schreibenden Redakteure von Radio Bremen dem Rundfunkrat weiß machen zu wollen. Schade nur, daß nicht nur die Lehrer unter den Rundfunkräten, sondern auch alle übrigen Räte mit gesundem und unverborgenem Menschenverstand den verständlichen Wunsch der 20 stricktweg und augenscheinlich eben nicht beim Empfang des Parteibuchs ab. — Zumindest nicht immer.

Und mehr braucht man in der Tat nicht für diese Entscheidung. Schade nur, daß sich die taz von einem Teil der Redakteure instrumentalisieren läßt, ohne offen zu legen, welche Interessen hinter dem obigen Wunsch stehen.

Ihr seid doch sonst so kritisch... Nun mal Butter bei die Fische!

Wilhelm Tacke, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Kath. Gemeindeverband Bremen und Mitglied der Norddeutschen Klassenlotterie