Fast Food-Mumpitz ohne Pointen

■ »Die Bastarde« mit ihrer neuen Show im BKA: Professionelles Spiel, aber Texte ohne Witz, ohne Pointe, ohne dramaturgischen Zusammenhang

Das zweite Programm der »Bastarde«, wiederum aufgezeichnet durch den SFB, unterscheidet sich kaum vom ersten. Denn auch hier sieht man kleine Slapstick-Nümmerchen, obwohl das Wort »Slapstick« hier besser durch deutschen Witz oder Witz ohne Pointe ersetzt werden sollte.

Der Abend beginnt, indem die SchauspielerInnen versuchen, als KellnerInnen Stimmung in das amüsierbereite Publikum des BKA zu bringen. Schnurstracks geht es von da in den ersten Sketch, der in einem Restaurant zur Zeit der französischen Revolution spielt und als Pointe den abgeschlagenen Kopf des weiblichen Gastes enthält. Danach befindet man sich in einer Ärztekantine (immer noch das Thema Essen), wo das Wort »Mahlzeit« durch allzu häufige Wiederholung psychopathologische Krisen hervorruft. Nun folgt eine Talkshow, in der nicht nur Frau Storch (die natürlich dann auch so geht) und Supermann (ein schmieriger Gernegroß), sondern auch ein Tiroler Landsmann auftreten darf, der über die Vorzüge von dreimal geschnittenem Schnittlauch philosophiert. Jetzt ist es allerdings Zeit für eine Moses-Parodie, denn wenn einem gar nichts mehr einfällt, bleibt ja immer noch die Religion als altbewährter Anlaß für Kalauer.

Nach dem (vom Grips-Theater entliehenen) »Andechser-Bier- Song« folgt das »Ministerium für heikle Angelegenheiten«, von dem Heinz Werner Kraehkamp, in einem Augenblick der Erkenntnis, selbst sagt: »Das ist wirklich ein saublöder Sketch«. Recht hat er. Pause.

Nach der Pause erleben wir die »Gans und Moses« Rockband-Parodie, und leider ist hier wiederum kein Witz zu finden. Doch nach den eingestreuten »BNN Berlin« — Nachrichten, die sich stark um Komik bemühen und der Quiz-Parodie »Sag die Wahrheit«, in der es um das Erkennen des Brandstifters vom Asylantenheim geht, kommt mit Guntbert Warns als irrem Psychologen der erste Lichtblick, dem ein zweiter mit Kraehkamp/Warns in einem Doktorsketch folgt. Dieser Sketch mißlingt (planmäßig?) mehrere Male und sorgt so wirklich für Komik. Das Ende des Abends — ein Versuch, den deutschen Humor plakativ zu erklären — hätte einem dann aber doch besser erspart bleiben sollen.

»Die Bastarde«, durch handwerkliches Können und eine professionelle Band (die leider die meiste Zeit Grimassen zum Playbackband zieht, anstatt zu musizieren) mit eigentlich allem ausgestattet, um einen unvergeßlich komischen Abend zu bereiten, spielen zwar schnell und abwechslungsreich, aber leider auf dürftigem Niveau. Und das liegt eindeutig an den von Jockel Tschiersch (der auch als Gast mitspielte), dem Ensemble und einigen Gastautoren geschriebenen Texten, die ohne Witz und Pointe und leider auch ohne jeglichen dramaturgischen Zusammenhang sind. So bleibt dieses Programm, obwohl es dem (vielleicht durch den bezahlten Eintrittspreis oder durch Alkoholkonsum?) allzu lachbereiten Publikum gefallen konnte, nicht mehr als nur kabarettistisches Fast Food, das, wie man weiß, nach Pappe schmeckt und nicht unbedingt Wohlbehagen hervorruft. Mahlzeit. York Reich

Heute, 20.30 Uhr, BKA, Mehringdamm 32-34, 1/61. Weitere Termine sind noch nicht bekannt.