Mafia-Ost

■ Gesucht wird..., Do., ARD, 20.15 Uhr

Da hat der Kameramann vom WDR ja wieder ganze Arbeit geleistet: In blaues Licht getaucht schlägt sich „unser Stasi-Informant“ vorbei an stacheldrahtgekrönten Mauern und Überwachungskameras direktemang auf den Berliner Alexanderplatz durch, um dort für die Macher von Gesucht wird eine geheime Diskette aus der Innentasche seines Trenchcoats zu ziehen...

Um diese überaus eindrucksvollen Szenen herum haben ARD-Reporter Wilfried Huismann und Jürgen Thebrath eine Story dokumentiert, die sich so natürlich nur hierzulande abspielen kann. „Offiziere in besonderem Einsatz“ haben sich die ehemals volkseigene Stasi-nahe Elektronikfirma Robotron samt beachtlicher Immobilie unter den Nagel gerissen.

Altes Strickmuster: Die Mitarbeiter werden gefeuert — zurück bleibt die Immobilie. Mit dem Versprechen, die Mafia-Ost (!) in Berlin zu suchen, hat der WDR sich ein wenig in Marzahn, Hohenschönhausen und natürlich bei der Treuhand umgesehen. Klar, daß die in dieses heikle Thema verstrickten ehemaligen Arbeiter-und-Bauern-Staatsbürger nicht gerade das Herz auf der Zunge tragen und daß Recherchen in dieser Sache schwer anzustellen sind. Aber was dabei herauskam, war doch mehr als dürftig.

Da werden Namen in einer Betriebstelefonliste (sicher schwer geheim) mit dem Marker angestrichen oder der schweratmende und nicht auskunftswillige Chef der Scheinfirma wird von einem moralisch entrüsteten Interviewer verfolgt. Meist lichten sie die Objekte ihrer Begierde doch lieber von weitem ab. Richtig lustig wurde es, als einer von denen zurückfotografierte (Off-Kommentar: „Gelernt ist gelernt.“)

Thebrath und Huismann wollten mit ihrem Film ein vieldiskutiertes Thema anpacken, webten aber dünn. Erst am Ende, als sie von den Ermittlungen der Kripo berichten, die eingestellt wurden, weil von Bonner Seite kein Interesse an der Aufklärung derartiger Angelegenheiten besteht, dringen sie etwas tiefer in die Thematik ein. Aber da ist es schon 21Uhr und zu spät. Anja Maier