Bonn apart

■ Mann, oh Mann * Wie es Politikerinnen und Journalistinnen ergehen kann

Eigentlich, denkt frau im Regierungsviertel, können sie hier übliche Chauvinismen aller Art nicht mehr besonders überraschen. Zu oft gehört, die Sprüche über Frau in der Politik, Frau im politischen Journalismus etc pp. Und doch geschehen immer wieder Dinge, von denen sie denkt: Gibt's nicht, kann unmöglich sein.

So in der vergangenen Woche. Da rief ein Chefredakteur Herta Däubler-Gmelin an, um über die Kandidatur der Sozialdemokratin für den Fraktionsvorsitz zu plaudern. „Warum Sie bloß im Fernsehen immer so häßlich aussehen?“ wollte er unter anderem von ihr wissen. Und fügte hinzu: „Wenn ich könnte, würde ich Ihnen gerne einen neuen Kopf schenken.“ Nicht einmal auf die tapfere Rückfrage schämte er sich zu antworten: Welchen Kopf er ihr verpassen würde? „Ich glaube, den von der Heidemarie Wiezcorek-Zeul, die ist attraktiv, die gefällt mir.“

Vor einiger Zeit schon hatte ein anderer Chefredakteur der Politikerin seinen Rat in Modefragen aufgedrängt: „Gell, Frau Däubler- Gmelin, in Zukunft kaufen wir aber nicht mehr in der Boutique Elvira ein.“

Natürlich verschonen solch Geistes Wesen auch die eigenen Kolleginnen nicht mit vergleichbaren Zumutungen. Zum Beispiel der Leiter eines Bonner Fernsehstudios. Er verlangte neulich von einer jungen Mitarbeiterin, sich — wenngleich teilweise bekleidet — für Aufnahmen zu einem Dokumentarfilm über den Abtreibungsparagraphen 218 auf einen Gynäkologenstuhl zu setzen. Die junge Frau weigerte sich — und bekam von ihrem Vorgesetzten zu hören: „Stellen Sie sich doch nicht so an. Ich würde meinen Pimmel schließlich auch überall raushängen, wo es sein muß.“ Nachdem sich schließlich ein Model für die Filmaufnahmen gefunden hatte, machte der Journalist in der Praxis des Frauenarztes weiter. Er wollte das Behandlungszimmer nicht verlassen, in dem die eigens engagierten Kamerafrau und Tontechnikerin das Model auf dem Stuhl filmen sollten. Begründung: Er als verantwortlicher Redakteur müsse dabeisein. Erst als die Frauen sich weigerten anzufangen, ging er murrend — um nach zwei Minuten heftig an die Tür zu klopfen und zu rufen: „Nun laßt mich aber rein, schließlich bin ich der Chef.“ Ferdos Forudastan