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Sozialismus siegt doch

In der Volksrepublik China begann die erste Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen  ■ Aus Kanton Hagen Boßdorf

„Das ist alles ganz einfach bei uns“, sagt Herr Zhao, der im südchinesischen Weltmeisterschaftsort Kanton die sieben bundesdeutschen Journalisten betreut, „sie stellen sich dort an, füllen ein Formular aus, zeigen ihren Paß und schon erhalten sie die Genehmigung zum Geldwechsel.“ Ganz einfach ist das in China. Ungefähr so unproblematisch wie die Überzeugung klassenbewußter Chinesen von ihrem Klassenbewußtsein.

Denn eigentlich wollte die menschenreichste Volksrepublik aller Zeiten diese Weltmeisterschaften der Kickerinnen gar nicht ausrichten. Aber China möchte um so lieber das Championat der Männer im Jahre 2002 ins Land holen. Als klitzekleine Vorleistung verlangten nun die Fußballbosse von der FIFA von den Fußballgenossen in China ein kleines Opfer: Sie mußten den Premierenweltcup der Frauen 1991 übernehmen. „Wir wurden überzeugt, wissen Sie“, belehrt mich Herr Lu, der Präsident des Organisationskomitees, „das ist nicht schwer.“ Es ist ungefähr so leicht wie der Bau zweier Fußballstadien.

Sie wurden extra für die WM- Spiele in Foshan und Zhongshan aus dem Erdboden gezaubert. Die Tickets für die Top-Spiele der Vorrunde sind längst vergriffen, denn in China kommen schon zu den Endspielen der nationalen Meisterschaft der Frauen bis zu 50.000 Zuschauer. Natürlich ist die schönste Arena der Stolz der Chinesen: das Tianhe-Sportzentrum von Kanton mit 60.000 Sitzplätzen und einer großen Ehrentribüne. Erstmals durften die Fußballfans aus allen chinesischen Regionen zur WM anreisen. Noch bei den Asienspielen in Peking 1990 benötigte man eine Einreiseerlaubnis in seine eigene Hauptstadt. „Heute ist das wirklich ganz einfach“, freut sich Herr Zhao.

Alle Kantonesen freuten sich schließlich über die Eröffnungszeremonie. Eine Minute der gloriosen 45minütigen Feier kostete 1.300 Mark. „Das ist kein Problem, ganz einfach für uns“, werden die Hauptsponsoren gesagt haben. Ein Blick in die Ehrenplätze verriet die Geldgeber. Herr Wang Li, betagtes Politbüromitglied der Kommunistischen Partei und Chef des chinesischen Volkskongresses, scheute nicht den 2.000 Kilometer langen Weg aus der Hauptstadt Peking, Herr Fok hatte es nicht ganz so weit. Der steinreiche Honkongchinese soll dem Sport der Volksrepublik bereits 250 Millionen Mark zugesteckt haben. Auch der Erziehungsminister war zur Stelle, als die erste Fußball-Weltmeisterschaft für Frauen zeremonienmäßig eröffnet wurde, und genauso zwei hohe Generäle. Nur der Sportminister war nicht da. „Er ist zu einer Schulung und konnte nicht kommen“, druckst Frau Li, die Pressechefin, und fügt das Thema beendend hinzu: „Es ist eine politische Schulung. Ganz einfach.“

Wirklich einfach machte es Vize-Europameister Norwegen im Eröffnungsspiel seinen chinesischen Kontrahentinnen. Die WM- Euphorie der Gastgeber nie gefährdend, verloren die skandinavischen Balltreterinnen peinlich hoch mit 0:4. Li Ai Ling war die Heldin des Tages. Ihr Name bedeutet „Sie liebt die Blume“ — und das Toreschießen. Ihr zweiter Treffer zum 3:0 für China war ein leichtfüßiges Solo an drei Norwegerinnen vorbei mit anschließendem 25-Meter- Schuß ins Dreiangel. So wird China Weltmeister. Ganz einfach.

Gr. C Jiangmen: Deutschland - Nigeria 4:0

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