Wende gegen Rote Khmer

■ Führungsspitze in Phnom Penh/ Sihanouk fordert Tribunal

Phnom Penh (ap/taz) — Nahezu 13 Jahre, nachdem der vietnamesische Einmarsch in Kambodscha dem Regime der Roten Khmer ein Ende setzte, sind gestern zehn ihrer gefürchtesten Führer nach Phnom Penh zurückgekehrt. Zehn Mitglieder der politischen und militärischen Spitze der Roten Khmer trafen auf dem Flughafen von Phnom Penh ein.

Zu ihnen gehörte auch Son Sen, der im neugeschaffenen Obersten Nationalrat vertreten sein wird. Er diente dem Rote-Khmer-Führer Pol Pot, der heute hinter den Kulissen agiert, als Chef der Geheimpolizei. Dem Obersten Nationalrat wird auch Khieu Samphan angehören, der während der Herrschaft der Roten Khmer zwischen 1975 und Anfang 1979 Staatsoberhaupt Kambodschas war. Möglicherweise mehr als eine Million Kambodschaner waren ihrem Terror zum Opfer gefallen.

Dem zwölfköpfigen Obersten Nationalrat, der voraussichtlich in dieser Woche zum ersten Mal in Phnom Penh zusammentreten wird, gehören unter Vorsitz von Prinz Norodom Sihanouk alle vier Konfliktparteien Kambodschas an. Das Gremium soll das Land in Zusammenarbeit mit der UNO aus dem Bürgerkrieg in eine friedliche Zukunft führen.

Sihanouk, der bereits am Donnerstag nach Phnom Penh zurückgekehrt war, forderte am Wochenende einen internationalen Prozeß gegen Pol Pot und andere Vertreter der Roten Khmer. Gleichzeitig begrüßte er jedoch die Einbindung der Organisation in das Übergangssystem und äußerte die Ansicht, bei der für 1993 unter UNO-Aufsicht geplanten Wahl werde sie eine deutliche Niederlage erleben. Vertreter internationaler Hilfsorganisationen teilten in Phnom Penh mit, die Roten Khmer würden entgegen des Friedensabkommens weiterhin kambodschanische Dörfer besetzen, um das von ihnen kontrollierte Gebiet auszudehnen, bevor UNO-Friedenstruppen die kriegführenden Parteien entwaffnen.