Der „Gauner“ gewinnt gegen den „Nazi“

■ Im Rennen um das Amt des Gouverneurs in Louisiana gewinnt Edwin Edwards gegen den Ex-Ku-Klux-Klan Führer David Duke/ Wahlbeteiligung der Schwarzen war entscheidend/ Breite Mobilisierung gegen den rechtsradikalen Kandidaten

New Orleans (wps/taz) — Bei den wahlen zum Gouverneur im US- Staat Louisiana hat der ehemalige Führer der rassistischen Vereinigung Ku Klux Klan, David Duke, eine klare Niederlage erlitten. Nach der Auszählung vom Sonntag entfielen 39 Prozent der Stimmen auf den Neonazi und ehemaligen Führer des Ku Klux Klan, der zwar als Republikaner kandidierte, von US-Präsident George Bush und anderen Politikern seiner Partei jedoch abgelehnt wurde. 61 Prozent der Wähler gaben dem demokratischen Bewerber Edwin Edwards ihre Stimme für das Amt des Gouverneurs.

Wahlentscheidend für die Niederlage Dukes war die für US-amerikanische Verhältnisse enorm hohe Wahlbeteiligung von 78 Prozent der 2,2 Millionen Wahlberechtigten. Nie zuvor in der Geschichte Louisianas waren soviele Wähler zu den Urnen gegangen. Noch in den letzten Tagen vor der Wahl hatte eine breite Koalition von Bürgerrechtsgruppen, Kirchen, Berufsgruppen wie Organisationen schwarzer Mediziner und sogar die traditionellen Karnevalklubs vor allem die schwarzen Nachbarschaften abgeklappert, um die über 620.000 registrierten schwarzen Wähler zur Stimmabgabe zu bewegen. Über 500 Kirchengemeinden wurden aufgefordert, ihre Gemeindemitglieder zum Wählen aufzufordern, über 110 Organisationen verpflichtet, mindestens 20 Edwards- Wähler zusammenzustellen.

Diese einmalige Kraftanstrengung war nötig gewesen, nachdem Demoskopen dem rechtsradikalen Duke durchaus Siegeschancen eingeräumt hatten gegen Edwards, dessen Reputation nach drei Amtszeiten als Gouverneur durch Finanzskandale, demokratischem Amtsfilz, Spielsucht und unverhohlenem Sexismus geprägt ist.

Viele Stimmberechtigte sahen sich vor die Wahl zwischen einem „Gauner und einem Nazi“ gestellt, wie es formuliert wurde. Duke war in dem von Wirtschaftsproblemen zerrütteten Bundesstaat mit einem ebenso eingängigen wie einfachen Programm angetreten: Abbau von Antidiskriminierungsmaßnahmen für Minderheiten, weniger Steuern, weniger Wohlfahrt, Bekämfpung der Kriminalität.

Vor dem Hauptquartier des „Gauners“ spielten sich nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses Freudenszenen ab, wie sie sonst nur während des „Mardi Gras“, des traditionellen Karnevals in New Orleans zu sehen sind. Edwards-Anhänger tanzten durch die Straßen, während der Wahlsieger das Ergebnis mit Pathos als eine wichtige Station auf „unserem Weg zu Anstand, Ehrbarkeit und Gerechtigkeit“ . Louisiana habe dem „Handelsreisenden des Hasses“ eine klare Absage erteilt.

Auch bei der republikanischen Partei in Washington atmete man tief durch. Da Duke mit einem republikanischen Ticket kandidierte, drohte der Partei Präsident Bushs der Makel eines Ex-Ku-Klux-Klan Gouverneurs in den eigenen Parteireihen. Schweren Herzens hatte Bush deshalb zur Wahl Edwards' aufgerufen, ebenso wie der republikanische frühere Gouverneur Roemer, der diesmal schon in der Vorwahl scheiterte. Der Vorsitzende des Nationalen Komitees der Republikaner, Clayton Yeutter, erklärte in Washington, seine Partei feiere zwar nicht den Sieg eines demokratischen Kandidaten, begrüße aber „den machtvollen Schlag gegen Rassismus, Bigotterie und Haß“.

Sprecher von Bürgerrechtsorganisationen sahen das Ergebnis weit weniger euphorisch. Sie bezeichneten es als Warnsignal, daß es ein Mann wie Duke in der amerikanischen Politik allein schon so weit bringen konnte.

Der Verlierer zeigte sich zwar enttäuscht, aber in seinem Selbstbewußtsein ungebrochen. „Der Kandidat mag verloren haben, aber die Botschaft verbreitet sich laut und klar über das ganze Land.“ Zu Spekulationen über eine Kandidatur für den Senat oder das Repräsentantenhaus in Washington, sagte Duke, er habe gegenwärtig keine Pläne, sich für andere politische Ämter zu bewerben.

Möglich, daß nach der Niederlage Dukes nun ein anderer die gleiche Botschaft in den Präsidentschaftswahlkampf trägt, dessen politische Biographie mehrheitsfähiger ist als die des Hitler-Verehrers aus Louisiana: Als gesichert gilt die Kandidatur des rechtsextremen TV-Kommentators Pat Buchanan im Lager der Republikaner. anb