Festnahmen bei Mahnwache für Conny

Massive Vorwürfe gegen die Polzei-Einsatzleitung  ■ Aus Göttingen Reimar Paul

Im Anschluß an eine Mahnwache für die vor zwei Jahren bei einem umstrittenen Polizeieinsatz ums Leben gekommene Studentin Cornelia Wessmann, ist es in der Nacht zum Sonntag in Göttingen erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Beim Einsatz eines Sondereinsatzkommandos wurden mindestens neun DemonstrantInnen verletzt, die Polizei nahm sechs Personen vorübergehend fest.

Mit einer Demonstration an der damaligen Unfallstelle hatten am frühen Abend etwa 1.200 Menschen friedlich an den Tod der Studentin erinnert. Sie versammelten sich auf der Fahrbahn, legten Blumensträuße nieder und entzündeten mehrere Feuer. Um „Farbschmierereien zu verhindern“, rückten kurz vor Mitternacht mehrere Polizeiketten gegen die Mahnwache vor. Ohne Vorwarnung prügelten sie auf flüchtende oder schon am Boden liegende KundgebungsteilnehmerInnen ein, erst nach dieser Attacke flogen einige Steine und Feuerwerkskörper, während Wasserwerfer die Flammen löschten.

Am Sonntagnachmittag erhoben Mitglieder verschiedener Bürgerinitiativen massive Vorwürfe gegen die Einsatzleitung: Von Beginn an sei deren Taktik darauf angelegt gewesen, die Mahnwache „gewaltsam zu zerschlagen“. Augenzeugen berichteten, in einem liegengelassenen Demonstranten-Rucksack hätten Polizisten einen Krähenfuß versteckt, in der Jackentasche eines Festgenommenen einen Stein deponiert. Ein angeblich von einem Autonomen beschädigtes Auto, so ein anderer Zeuge, sei in Wirklichkeit zuvor von Beamten eingetreten worden. TeilnehmerInnen der Mahnwache schilderten das Auftreten der Polizei als „ungeheuer aggressiv. Den Polizisten fehlte nur noch der Schaum vorm Mund.“ Ein älterer Mann, der mit erhobenen Händen auf die Polizei zuging und nach einer Begründung für den Einsatz fragte, wurde ebenso mit dem Schlagstock traktiert wie eine Lehrerin, die um ein Gespräch mit dem Einsatzleiter nachsuchte.

Die Polizei gab demgegenüber an, die BeamtInnen seien „massiv mit Steinen, brennenden Balken und Feuerwerkskörpern angegriffen“ worden. Aus Protest gegen den Polizeieinsatz riefen Organisationen zu einer weiteren Mahnwache für Sonntag abend auf.