SPD gegen den Ausbau von Tegel

■ Fraktionschef: Bis 1994 Schönefeld ausbauen, Tempelhof schließen/ Verkehrsverwaltung: Ohne Ausbau ist der Flugverkehr nicht zu bewältigen

Berlin. Die SPD stänkert gegen die unengagierte Flughafenpolitik von Verkehrssenator Haase (CDU): Weil weder der Ausbau des Flughafens Schönefeld noch die Bildung einer gemeinsam mit Brandenburg und dem Bund geplanten Flughafen-Holding mit Nachdruck betrieben werde, will die SPD einem weiteren Ausbau von Tegel nicht zustimmen.

Dies kündigt Ditmar Staffelt, SPD-Fraktionschef, in einem Gespräch mit der taz an. »Wenn wir uns mit der CDU in der Flughafenpolitik nicht einigen können«, präzisiert Käthe Zillbach, verkehrspolitische Sprecherin der Partei, »wird die SPD die Finanzierung für ein weiteres Abfertigungsgebäude nicht unterstützen.« Staffelt hält es für realistisch, daß bis 1994 Schönefeld ausgebaut und Tempelhof geschlossen wird: »Ab dann dürften in Tegel nicht mehr Flugzeuge starten oder landen als in Schönefeld.«

Bisher ist nach Angaben der Verkehrsverwaltung geplant, daß Mitte 1992 in Tegel auf den Parkplätzen IV und V mit dem Bau eines Abfertigungsgebäudes für 2,8 Millionen Passagiere begonnen werden soll. Die jetzige Abfertigungskapazität von 5,8 Millionen Fluggästen wird mit der derzeitigen Überbauung von Parkplatz II lediglich um 300.000 Passagiere erhöht. Doch das reiche nicht, denn in diesem Jahr würden bereits mehr als sieben Millionen »Luftreisende« in Tegel abgefertigt, begründet Klaus-Peter Stuckert von der Verkehrsverwaltung die Ausbau-Politik von Senator Haase.

Der SPD gebe er zwar im Prinzip recht, sagt Stuckert, denn der jetzige Engpaß in Tegel sei ein Druckmittel, um den Flugverkehr nach Schönefeld zu lenken. Allerdings reiche die derzeitige Kapazität von 2,5 Millionen Fluggästen in Schönefeld nicht, um den Ansturm auf die Flughafen- Counter zu bewältigen — auch wenn in diesem Jahr nur 1,5 Millionen Leute diesen Stadtrand-Flughafen benutzt hätten. Denn bereits im nächsten Jahr würden die Flug-Kunden die Zehn-Millionen-Grenze sprengen, erwartet Stuckert. Dann könnten auf allen drei Flughäfen — Tegel, Schönefeld und Tempelhof — mindestens 400.000 Passagiere nicht oder nur unter unzumutbaren Bedingungen abgefertigt werden.

Der Vertrag für die Flughafen- Holding, an dem der Bund 26 Prozent, die Berliner Flughafen GmbH und die Schönefeld GmbH jeweils 37 Prozent der Anteile halten werden, soll noch in diesem Jahr unterzeichnet werden. Daß der Vertrag nicht eher zu Stande gekommen sei, liege nicht am Berliner Senat. Die Senatoren seien mit dem Vertrag lange einverstanden, sagt Stuckert, jetzt brauche nur das Abgeordnetenhaus zuzustimmen. Zur Zeit verhandeln die Brandenburger mit dem Bund, daß bei einer möglichen späteren Privatisierung der Holding-Flughäfen Tegel, Tempelhof oder Schöneberg alle Gesellschafter zustimmen müssen. Dirk Wildt