Fehlender Höhepunkt-betr.: "Die Intertazionale der Weltbürger", taz vom 11.11.91

betr.: „Die Intertazionale der Weltbürger“, taz vom 11.11.91

Ute Scheub vergeht vor Begeisterung nicht nur über das Produkt, das Ihr uns am vergangenen Samstag als „Intertazionale“ geliefert habt, sondern vor allem über dessen ProduzentInnen. Da fiel mir Peter Paul Zahl wieder ein: „Das Gegenteil von ,gut‘ ist ,gut gemeint'“. Denn als LeserIn wartet mensch in dem Artikel vergeblich bis zum Schluß auf den Höhepunkt der Peinlichkeit, die Feststellung nämlich, daß überraschenderweise diese „KollegInnen ohne deutschen Paß“ tatsächlich lesen und schreiben können.

Leider fehlt dieser Höhepunkt, wird aber durch einen anderen kongenial ersetzt, einen Spruch einer Ostberlinerin: „Die sollten besser jeden Tag kommen, keine Spur von deutscher Muffeligkeit.“ Falls es niemandem aufgefallen sein sollte: Die Vereinnahmung der Angehörigen einer ganzen Nation unter ein Beurteilungskriterium hat auch dann rassistische Qualität, wenn es sich bloß um „die Deutschen“ mit „ihrer“ Muffeligkeit handelt. Das fehlende Nachdenken über Sinn und Zweck von Sprache und Begrifflichkeit greift taz-alternativ um sich. Karl- Heinz Stamm schreibt in einem Kommentar am 11.11.91 nicht wegen Karneval vom „Mittelhochdeutschen Rundfunk“. Da warten wir dann also mit Herrn Schönhuber und Konsorten auf den Tag, an dem taz- Medien die Gründung eines „Ostdeutschen Rundfunks“ vermelden kann, oder? Richard Kelber, Mitglied des Rates der Stadt Dortmund