Dissidentinnen in Peking gekidnappt

Ein Treffen mit US-Außenminister Baker wurde verhindert  ■ Aus Peking Catherine Sampson

Die US-amerikanische Botschaft in Peking hat bei den chinesischen Behörden um eine Erklärung für die Behandlung zweier Dissidentinnen während des China-Besuchs von US- Außenminister Baker nachgesucht.

Die Festnahme der Journalistin Dai Qing, die wegen ihrer Rolle in der Demokratiebewegung von 1989 mehrere Monate in Haft war, und Hou Xiaotian, der Ehefrau des politischen Gefangenenen Wang Juntao, ist ein Schlag ins Gesicht für Baker, der gehofft hatte, er könnte seinen Kritikern im amerikanischen Kongreß zeigen, daß er die chinesische Regierung zur Freilassung politischer Gefangener bewegen könne.

Hou Xiaotian, deren Ehemann wegen „Konterrevolution“ zu dreizehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde, erklärte Sonntag abend, Vertreter der US-Botschaft hätten ein Treffen mit Baker arrangiert. Aber „ich habe ihn nicht getroffen, weil die Polizei mich gekidnappt hat“, sagte sie. Die Polizei zwang sie Samstag früh um ein Uhr, in einen Wagen einzusteigen, und fuhr sie in die Außenbezirke Pekings, wo sie bis etwa eine Stunde nach Bakers Abreise festgehalten wurde.

Dai Qing wurde am Samstag morgen von der Polizei im Haus von Freunden festgenommen. Ihr Ehemann erklärte am Telefon, er habe seit Samstag keine Nachricht über ihr Verbleiben, er glaube aber, sie werde wahrscheinlich am Montag abend wieder nach Hause entlassen.