Mitsubishi will bei den Gesprächen mit Daimler nicht zurückstecken

Erstmals kommentierte die japanische Firmenspitze die diesjährigen Verhandlungen öffentlich  ■ Aus Tokio Georg Blume

Weltweit hat sich Schadenfreude breit gemacht. Mitsubishi und Daimler, die Japaner und die Deutschen, schaffen es mal wieder nicht, den großen Worten über ihre Zusammenarbeit Taten folgen zu lassen. Auf die bevorstehende „Scheidung“ der Konzerngiganten spekulierte die 'International Herald Tribune‘ schon im Frühjahr, und die 'Zeit‘ titelte: „Die globale Allianz kommt nicht in Gang“.

So sah sich alle Welt bestätigt, als auch vom dritten Weltgipfel der Privatwirtschaft — zwischen Daimler- Chef Edzard Reuter und vier Mitsubishi-Spitzenmanagern Anfang Oktober nichts Neues zu vermelden war. Statt noch wie im vergangenen Jahr in Tokio eine Gala-Pressekonferenz abzuhalten, verzichteten beide Unternehmen während ihres diesjährigen Treffens im Badischen auf alle öffentlichen Erklärungen. Das herbstliche Schweigen im Schwarzwald deuteten die Auguren als Beweis für die Konzeptlosigkeit der Verhandlungspartner.

Die Skepsis kommt nicht von ungefähr. Eineinhalb Jahre sitzen Mitsubishi und Daimler nun schon an einem Tisch und können der Welt nur sagen: Beim Autoverkauf in Japan und bei der Halbleiterproduktion in Deutschland werden wir zusammenarbeiten. Noch vor einem Jahr war hingegen die Rede von einer „strategischen Allianz“ (Edzard Reuter), die „den Grundstein für eine neue Weltfreundschaft“ (Mitsubishi-Chef Yotaro Iida in der taz) legen sollte. So kommentierte die führende japanische Wirtschaftszeitung 'Nihon Keizai‘ seinerzeit: „Kommt es zum Verbund dieser beiden Unternehmensgruppen, stände ein weitreichender Machtumbau in den High- Tech-Industrien der Welt bevor.“

Daß ein solcher Umbau nicht über Nacht gelingen kann, war von Beginn an klar. Daß aber bisher nur zwei Projekte unter Dach und Fach sind, gibt wiederum den Zweiflern recht. Ihnen versucht der Hauptverantwortliche für die Gespräche auf der japanischen Seite, Takeshi Eguchi, entgegenzutreten. Die Nummer Zwei der Mitsubishi Corporation, des weltgrößten Handelshauses, gibt die erste vollständige Einschätzung der Gespräche von japanischer Seite seit über einem Jahr.

Im Vorfeld dieses Gespräches war außerdem die Einschätzung des nach offiziellem Rang obersten Herren der Mitsubishi-Firmenwelt zu erfahren. Yohei Mimura, der Vorstandsvorsitzende der Mitsubishi Corporation, bezeichnete die Atmosphäre in den Gesprächen mit Daimler als „glänzend“ und lobte den „langsamen, aber sicheren“ Fortgang der Verhandlungen. In keinem Fall, so Mimura, werde Mitsubishi an der Daimler-Front zurückstecken.