Demonstration in Göttingen: Polizei weist Vorwürfe zurück

Göttingen (taz) — Als „absurd“ hat der Leiter des Polizeiabschnitts Göttingen, Otto Knoke, Vorwürfe zurückgewiesen, ihm unterstellte Beamte wollten Teilnehmern einer Demonstration Straftaten unterschieben. Augenzeugen hatten zuvor berichtet, Polizisten hätten in einem Rucksack Krähenfüße deponiert. Der Vorfall soll sich in der Nacht zum Sonntag ereignet haben, nachdem die Polizei eine Mahnwache für die vor zwei Jahren ums Leben gekommene Studentin Cornelia Wessmann aufgelöst hatte. „Solche Behauptungen hefte ich ab in der Spalte Horrormeldung“, sagte Knoke, der in der Nacht als verantwortlicher Einsatzleiter fungierte, gegenüber der taz. Demgegenüber blieb eine Lehrerin bei ihrer Aussage, die Polizei habe das Demonstrantengepäck manipuliert: „Der erste Polizist, der diesen Rucksack trug, hat ihn geöffnet, und der zweite Polizist hat einen Krähenfuß hineingelegt. Das habe ich genau gesehen.“ Ein Pressefotograf, der die Auseinandersetzungen fotografierte, wurde selbst Opfer der Polizeigewalt. „Das Sondereinsatzkommando hat ganz gezielt auf mein Objektiv und meinen Blitz eingeschlagen und dann auf mich selbst. Es war klar, daß sie verhindern wollten, daß es Fotos von dem Einsatz gibt.“ Für Einsatzleiter Knoke sind solche Vorkommnisse Berufsrisiko. „Wenn Journalisten sich in der Phalanx der Steinewerfer aufhalten und nur die Polizisten fotografieren“, so der Polizeiführer, „gehen sie das Risiko ein, Blessuren zu erleiden.“

Der Landessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), George Hartwig, berichtet von einem Gespräch, das er vor zwei Wochen mit Knoke führte. Dabei habe der Beamte bedauert, bei voraufgegangenen Demonstrationen nicht frühzeitig Anweisung zum „Draufschlagen“ gegeben und „die Autonomen aus allen vier Stadttoren“ getrieben zu haben. Reimar Paul