Katharina kehrt aus Amerika zurück

Das leukämiekranke Mädchen kommt mit ihrem Vater wieder in die Heimat, die sie aus Angst vor der Chemotherapie verlassen hatten  ■ Von Klaus Wittmann

Markt Rettenbach — Was hat es in den letzten Wochen für einen Wirbel gegeben um die dreijährige Katharina Scharpf und ihre Eltern! Vor 14 Tagen war der Vater des leukämiekranken Mädchens zusammen mit der Tochter und der Oma ins Ausland geflüchtet, „vor den Chemo-Ärzten“, wie Alban Scharpf erklärte. Der Grund für die Flucht war ein umstrittener Sorgerechtsentzug, weil sich die Eltern geweigert hatten, das Kind weiterhin chemotherapeutisch behandeln zu lassen.

Inzwischen ist das Sorgerecht den Eltern wieder zurückgegeben worden. Deshalb kommt heute morgen um 10 Uhr auch der Vater mit seiner Tochter zurück nach Deutschland.

„Ich bin so froh, daß das jetzt alles vorbei ist“, sagte die Mutter von Katharina, Hildegard Scharpf, der taz. „Ich hoffe nur, daß bei uns jetzt endlich wieder Ruhe einkehrt.“

Zufrieden äußert sich die Mutter darüber, daß die beiden Ärztinnen, die Katharina vor dem ganzen Sorgerechtsspektakel ohne Chemotherapie behandelt hatten, das Kind trotz aller Anfeindungen aus Kollegenkreisen weiterbehandeln werden. „Es ist sogar zur Unterstützung ein weiterer Arzt, der ohne Zytostatika arbeitet, gefunden worden“, sagt die Mutter.

Auch Vater Scharpf freut sich, daß „diese Odyssee endlich ein Ende hat“. Katharina habe sich gut erholt, sagte Alban Scharpf vor seinem Abflug. „Aber wir sind alle trotzdem völlig ausgelaugt.“

Die Mutter wird ihre Tochter heute vom Flughafen in München abholen, und sie wird sich dort, zusammen mit ihrem Mann, noch einmal den Fragen der Journalisten stellen. Der ganze Medienrummel hätte sie schon arg mitgenommen, sagt die energische Mutter, doch der fairen Berichterstattung sei es mit zu verdanken, daß der verfassungswidrige Sorgerechtsentzug rückgängig gemacht worden sei. Genau deshalb wollten sie und ihr Mann, trotz aller Strapazen, noch einmal Rede und Antwort stehen.

Danach freilich will die Familie Scharpf sich wieder dem Familienleben und der Weiterbehandlung der kleinen Katharina widmen. „Ich will wieder heim“, hatte das Mädchen ihrer Mutter immer am Telefon gesagt.

Die Familie Scharpf hatte es trotz aller finanziellen Belastungen bis zuletzt abgelehnt, Exklusivrechte an Illustrierte oder Fernsehanstalten zu verkaufen. Dabei, so Hildegard Scharpf, hätten einige wenige Journalisten mit unglaublich dreisten Mitteln gearbeitet. Eine Reporterin habe, nachdem sie den Aufenthaltsort ihres Mannes in den USA ausfindig gemacht habe, ihn dort regelrecht belagert. „Das war eine richtige Kontaktsperre“, sagt Frau Scharpf empört. Nicht einmal ihre eigenen Anrufe seien mehr zu ihrem Mann durchgestellt worden. „Die haben uns angeboten, sie würden einen Arzt zur Behandlung von Katharina finanzieren und den vorzeitigen Rückflug.“

Nachdem jedoch die Behandlung in der Bundesrepublik trotz anfänglicher Probleme inzwischen gewährleistet sei, habe man sich keinesfalls in irgendeine Abhängigkeit begeben wollen. Trotzdem würde diese Illustrierte noch immer hartnäckig ihre angeblichen Dienste anbieten. Nach den Worten von Hildegard Scharpf würde jetzt sogar versucht, ihr mit einem erneuten Entzug des Sorgerechts Angst zu machen. „Unser Kind ist in Amerika ärztlich betreut worden. In der Kürze der Zeit war jedoch dort eine Umstellung auf eine Behandlung ohne Chemotherapie nicht möglich. Und genau das wollten die gegen uns ausspielen. Zum Glück haben wir jedoch inzwischen die Garantie, daß Katharina in Deutschland weiterbehandelt wird.“

Die Ärzte der Ulmer Uni-Klinik haben inzwischen mehrfach ihre Auffassung bekräftigt, daß dem Kind nur eine Weiterbehandlung mit Chemotherapie helfen könne. Genau dies bezweifeln jedoch die Eltern, die immer wieder darauf hinweisen, daß lymphatische Leukämie bei ihrer Tochter seit dem Abschluß des ersten Blockes der Chemotherapie nicht mehr nachzuweisen sei.