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Wallstreet-Crash läßt Kurse wackeln

■ Die Aktienkurse gaben gestern weltweit nach, der befürchtete Einbruch blieb aber aus

Frankfurt (taz) — „Das hier ist kein Crash, sondern eine Kurskorrektur.“ Mit dieser Sprachregelung versuchten die Broker auf dem Frankfurter Wertpapierbörsen-Parkett gestern, das Abbröckeln der Aktienkurse nach den Hiobsbotschaften der Wallstreet zu verhindern. Offenbar mit Erfolg: Nach dem fünftschwächsten Tagesresultat der New Yorker Börsengeschichte vom vergangenen Freitag blieb das befürchtete „November-Massaker“ (Börsen- Info-Dienst 'Barrons‘) aus. Zwar gaben die Aktienkurse weltweit nach, doch große Buchverluste durch panikartige Verkäufe traten nicht ein.

Deutliche Kursrückgänge meldeten die asiatischen Märkte Hongkong und Singapur, ebenso die europäischen Finanzplätze London, Paris oder Mailand. Weltweit maßen Händler dem weiteren Trend an der Wallstreet eine entscheidende Bedeutung für die Entwicklung in den nächsten Tagen bei. An der Tokioter Börse lagen die Kurse gestern ebenso wie an anderen asiatischen Aktienmärkten unter den Vortagsnotierungen. Der Nikkei-Index fiel um 699,06 Punkte (2,9 Prozent) auf 23.400,12.

Der deutsche Aktienmarkt erwies sich als besonders stabil: In Frankfurt ging das führende Börsenbarometer, der Deutsche Aktienindex (DAX), mit 17,44 Punkten lediglich um 1,1 Prozent auf 1.611,93 zurück, nachdem bei Börseneröffnung die Kurse wesentlich stärker eingeknickt waren. Viele Anleger nutzten die Einbrüche für ein Schnäppchen und stockten ihre Bestände günstig auf. Allerdings mußte der Dollar kräftig Federn lassen: Die US-Währung wurde in Frankfurt mit 1,6067 Mark notiert, 2,56 Pfennig unter dem amtlichen Mittelwert vom Freitag. Die weitere Entwicklung hänge vom US-Aktien- und Devisenhandel ab, hieß es in Frankfurt. An der Wallstreet zeichnete sich nach dem Einbruch am Freitag eine Konsolidierung ab: Der Dow-Jones-Index, das Börsenbarometer für die 30 führenden Industrieaktien, legte gestern zur Börseneröffnung um 8,5 Punkte zu, nachdem er am Freitag um 120,31 Punkte abgesackt war. In New York zeigten sich Broker am Montag dennoch stark verunsichert. Während nur wenige mit einer Erholung des Marktes schon zu Wochenbeginn rechneten, sagten einige einen weiteren Kursabschwung voraus.

Die Wallstreet-Baisse war durch eine von der Bush-Administration geplante Beschränkung der Kreditkartenzinsen sowie das grasse Mißverhältnis zwischen hohen Aktienkursen und den trüben US-Konjunktur- und Wirtschaftsdaten ausgelöst worden. Deshalb hätten sich, so Frankfurter Börsenmakler, die deutschen Aktienkurse vergleichsweise resistent gezeigt. Auch in Tokio rechneten die Broker nicht mit einer Fortsetzung des Kurseinbruchs. Die grundlegenden Konjunkturdaten in Japan seien so schlecht nicht, erklärten die Wertpapierhändler. Erwin Single

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