Friedliche Totenfeier für Mete Eksi

■ An der Trauerfeier nahmen rund 1.500 vorwiegend türkische BerlinerInnen teil/ Abends trafen sich VertreterInnen von türkischen Jugendgangs, um Maßnahmen gegen Rechtsradikalismus zu beraten

Berlin. An der Totenfeier für Mete Eksi, der vergangene Woche seinen schweren Verletzungen erlag, nahmen am Dienstag morgen etwa 1.500 hauptsächlich türkische BerlinerInnen teil. Bei der Totenfeier, die auf dem türkischen Friedhof am Columbiadamm stattfand, verhielt sich die Polizei sehr zurückhaltend.

Während der Feier gab es zwei besondere Vorkommnisse, die bei normalen islamischen Totenfeiern nicht gängig sind: der Leichnam Metes wurde nach der Waschung und Einbalsamierung im Keller der Moschee vorgezeigt, und der Sarg wurde nach dem Totengebet zur Mittagszeit, eingehüllt in die türkische Flagge, in den Leichenwagen getragen.

Die Polizei akzeptierte den spontanen Wunsch der TeilnehmerInnen, einen Trauermarsch hinter dem Leichenwagen zu veranstalten, und sperrte den Columbiadamm für den Verkehr. An dem Trauermarsch bis zum Platz der Luftbrücke nahmen etwa 1.500 Personen und eine Kolonne von etwa 400 mit schwarzen Bändern geschmückten PKWs teil. Nach der Gedenkminute auf dem Platz der Luftbrücke wurde der Leichnam von Tegel nach Istanbul überführt.

Eine Gruppe von 500 zumeist jugendlichen TeilnehmerInnen folgte nach dem Ende der Gedenkminute der Aufforderung der Polizei, den Platz zu räumen, nicht und begann auf dem Mehringdamm sich in Richtung Kreuzberg zu bewegen. Die spontane Demo, die von der Polizei nicht gestört wurde, löste sich nach längeren Diskussionen der Demonstranten am Kottbusser Tor auf.

Am Mittwoch abend fand dann ein schon vorher geplantes Treffen von VertreterInnen türkischer Jugendgangs statt. Dort wurden Themen wie die Situation ausländischer Jugendlicher in Berlin und Vorgehensmaßnahmen gegen den Rechtsradikalismus diskutiert. Bei der Diskussion, an der VertreterInnen von Gangs wie den »Black Panters« aus Wedding, »36 Boys« aus Kreuzberg oder die »Barbaren« aus Schöneberg teilnahmen, wurde beschlossen, daß alle Berliner Jugendgangs ihre internen Auseinandersetzungen begraben und in Zukunft gemeinsam Aktionen gegen den Rechtsradikalismus unternehmen. Meinungsverschiedenheiten gab es zu dem Thema, wie diese Aktionen auszusehen hätten. Einige der TeilnehmerInnen waren entschieden dafür, nicht mehr auf rechtsextreme Anschläge zu warten und mit voller Kraft gegen diese vorzugehen. Der größte Teil sprach sich aber für friedliche, defensive Maßnahmen aus. Man könne die Verantwortung für Vergeltungsaktionen von Rechtsextremen gegen unbeteiligte AusländerInnen nicht tragen, sondern müsse eher Schutztruppen organisieren, die in bestimmten Gebieten Patrouille gehen und in Zukunft nur gemeinsam auftreten, um Aktionen von »Nazis« abzuwehren. Mustafa Mete/Cem Ungan