INTERVIEW
: „Mit der historischen Ustascha haben wir nichts zu tun“

■ Milan Vukovic ist Sprecher der kroatischen „Partei des Rechts“, die den kroatischen Präsidenten Tudjman für undemokratisch hält

Die „Partei des Rechts“ hat nach eigenen Angaben über zehntausend Leute unter Waffen. 300 Mann dieser „Verteidigungs-Streitmacht“ (HOS) kämpften bis zuletzt in Vukovor.

taz: Vukovar, ein Symbol des kroatischen Widerstands, ist gefallen. Geben Sie nun auf?

Milan Vukovic: Nein. Wir werden unsere Heimat weiter verteidigen, denn sonst werden die Serben weitere Städte aus Kroatien herausreißen, Dubrovnik, Osijek, Vinkovci.

Nach Gerüchten ist Tudjman bereit, Vukovar an Serbien für Frieden abzutreten.

Machen wir uns nichts vor, es gab bisher dreizehn Waffenstillstandsabkommen, und alle hat Belgrad gebrochen. Der Aggressor wird nicht von alleine den Krieg beenden, Vukovar ist nur der Auftakt zu weiteren Eroberungen, deshalb kein „Land für Frieden“.

Was werden Sie tun, wenn die UNO doch noch Blauhelme entsenden wird?

Bisher war der Ruf nach UNO-Truppen von seiten Belgrads nur ein Trick, um die eigenen Landgewinne abzusichern. Die Welt darf die militärischen Landgewinne Serbiens nicht sanktionieren.

Was haben Sie gegen Tudjman?

Serbien ist unser militärischer Feind, wir wollen ihn militärisch besiegen, gegen Tudjman kämpfen wir mit politischen Mitteln. Tudjman nutzte den Krieg, um eine Ein-Parteien-Herrschaft in Kroatien zu errichten. Tudjman hat die Parlamentsarbeit außer Kraft gesetzt, die Pressezensur wieder eingeführt, das Parlament spielt keine Rolle. So wird der Opposition überhaupt keine Mitsprache gewährt, und überdies haben seine Truppen auf dem Schlachtfeld versagt. Tudjman muß abtreten, denn seine Politik führt Kroatien ins Verderben.

Das ist ja ein verbaler Bürgerkrieg.

Die Bevölkerung ist verbittert. Gerade in den Kampfgebieten wurden die Menschen im Stich gelassen. Ganze Städte mußten sich aus eigenen Kräften bewaffnen. Nur demokratische Verhältnisse können Kroatien vor dem Untergang bewahren.

Im Ausland wird die „Partei des Rechts“ aber mit Skrepsis gesehen, man vertraut mehr in Tudjman. Man sagt, Sie stehen ideologisch weitgehend in der Tradition der Ustascha, jener Blut-und-Boden-Bewegung, die im Zweiten Weltkrieg Zehntausende von Serben im Bund mit Hitler massakrierte.

Daß Serbien uns so verunglimpft, wundert uns nicht, daß diese Propaganda im Ausland aufgegriffen wird, bestürzt uns. Unsere Partei ist über 130 Jahre alt, sie setzte sich immer für ein unabhängiges Kroatien ein. Was ist daran faschistisch? Die Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges werden hoffentlich bald von unabhängiger Seite neu beleuchtet werden, dann wird sich zeigen: Zwischen Kroaten und Serben herrschte ein blutiger Bürgerkrieg mit Massakern auf beiden Seiten. Wir sind keine Faschisten, und wir wollen mit allen Mitteln, daß sich diese Zeiten nicht wiederholen. Interview: Roland Hofwiler