Senatorin importieren?

■ Es gibt viele Frauen in Bremen, aber keine Frauensenatorin

Bonn hat eine, Schleswig-Holstein auch, und Nordrhein-Westfalen und Hessen und Niedersachsen... Jetzt wird's Zeit, daß Bremen auch eine kriegt: Eine Senatorin für Frauenangelegenheiten.

Zuerst waren es nur die grünen Ampelverhandlerinnen, die darauf bestanden, dann schlossen sich Schwestern aus FDP und SPD liebend gerne an.

Viel zögerlicher war aber die Juristin der Gleichstellungsstelle, Brigitte Melinkat. Sie einigte sich mit SPD-Fraktions-Frauen darauf, daß es doch naheliegender sei, ihren Arbeitsbereich, die „Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau“ auszubauen. Doch der Zug zur Frauensenatorin war bereits in Fahrt gekommen, die Gleichstellerin Brigitte Melinkat und die beiden konspirativen SPD-Fraktionsfrauen Elke Steinhöfel und Marlies Marken sprangen rasch auf. Ein neues Papier mußte her, das die neue Fahrtrichtung angab. Unterzeichnet hat es „Ursula Kerstein“ — von Beruf seit fast zehn Jahren: Landesfrauenbeauftrage und Leiterin der „Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau“. Eine integere Frau, die es in diesen zehn Jahren immer wieder abgelehnt hat, Senatorin zu werden.

Doch je länger Ursula Kerstein im Amt war, um so unzufriedener murrten ihre Untertaninnen. Denn die Landesfrauenbeauftragte hielt zwar zu allen Frauenproblemen kluge Reden und gab auch scharfe Presserklärungen zur Bonner CDU-Regierungspolitik ab, aber mit ihren Bremer Genossen mochte sie sich in all den zehn Jahren nie richtig anlegen. Und außerdem war die juristische Abteilung ihrer Behörde mit der Zeit so von sich eingenommen, daß sie sich ein Gesetz für Frauenausdachte, ohne die Untertanninnen zu fragen.

Die Landesfrauenbeauftragte nun wollte auch auf dem Zug zur Senatorin mitfahren, zur Staatsrätin aufsteigen und schrieb, natürlich ganz unabhängig und überparteilich und uneigennützig: „SozialdemokratInnen sollten Frauenpolitik auch künftig für sich reklamieren.“ Weiter heißt es in dem Papier der Landesfrauenbeauftragten: „Zukünftige personelle Entscheidungen (für die Leitung des Frauenressorts) müssen den Verdiensten der Landesfrauenbeauftragten Rechnung tragen. Eine solche Lösung würde die Kontinuität und bisherige Unabhängigkeit der Frauenpolitik wahren.“

Die Grünen versuchen derweil, ohne diese so unabhängige Frauenbeauftragte im Frauenressort auszukommen. Sie haben das Thema erstmal vertagt. Denn aus ihren Bremer Reihen haben bereits drei KandidatInnen (Beck-Oberdorf / Trüpel / Spieker) aus unterschiedlichen Gründen abgewinkt.

Bewerbungen nimmt entgegen:

Rosi Roland