Wer kommt nach Momper?

■ Debatte über Nachfolge des SPD-Chefs/ Ditmar Staffelt will nicht kandidieren

Berlin. Nicht ausgeschlossen, daß die SPD in wenigen Wochen schon wieder zu einem Landesparteitag einladen muß. Wenn Walter Momper Chef der Olympia GmbH des Senats werden sollte, müßte die Partei sich einen neuen Vorsitzenden wählen. Mompers Nachfolge kann durchaus als offen gelten. Die größten Chancen, gewählt zu werden, hätte der stets auf Ausgleich bedachte Fraktionschef Ditmar Staffelt. Doch Staffelt bleibt bei seiner Aussage, er stehe für dieses Amt »nicht zur Verfügung«.

Wunschkandidat Nummer zwei wäre der Bundestagsabgeordnete Gerd Wartenberg. Er kommt zwar vom linken Flügel der Sozialdemokraten, könnte aber unter den Rechten genügend Stimmen sammeln, um eine Mehrheit hinter sich zu scharen. Fraglich ist nur, ob Wartenberg will. Schließlich sei er eben erst zum innenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion aufgestiegen, heißt es. Er selbst war gestern nicht zu erreichen.

Fallen sowohl Staffelt wie Wartenberg als Interessenten aus, erwarten viele Sozis eine Kampfkandidatur zwischen dem rechten Wortführer Klaus Böger und der linken Protagonistin Monika Buttgereit. Beide haben freilich einen gravierenden Nachteil: In der Öffentlichkeit sind sie fast völlig unbekannt.

In der SPD gilt es allerdings keineswegs als ausgemacht, daß Momper wirklich Olympia-Chef wird. Der Widerstand von den Hinterbänken der CDU-Fraktion sei zu groß, heißt es. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen steckt nun, so meinen Beobachter, »in der Klemme«. Diepgen hat zwar Schwierigkeiten mit Mompers Naturell. Entscheidet er sich jedoch gegen ihn, muß er jetzt eine überzeugende Alternative anbieten — andernfalls würde er Momper und die SPD brüskieren.

Würde sich Diepgen dagegen für seinen Vorgänger im Bürgermeisteramt entscheiden, könnte er davon durchaus profitieren. Gehe die Olympia-Bewerbung schief und entscheide sich das IOC 1993 für eine andere Stadt, dann wäre die Verantwortung für diese Pleite zwischen Diepgen und Momper geteilt.

Würde es Momper dagegen gelingen, die Spiele in die Stadt zu holen, könnte er das Olympia-Amt nach getaner Arbeit abgeben, als Triumphator in seine Partei zurückkehren — und vielleicht sogar noch einmal Spitzenkandidat werden. Momper könnte sich folglich nur verbessern. Zum jetzigen Zeitpunkt mag dem Landesvorsitzenden kaum ein Sozi eine große Zukunft prognostizieren. hmt