Nahostkonferenz ab 4.12. in Washington

 ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die bilateralen Gespräche, mit denen die Nahostkonferenz nach der Eröffnung in Madrid fortgesetzt werden sollen, werden nach dem Vorschlag der US-Regierung am 4.Dezember in Washington beginnen. Wie die Sprecherin der palästinensischen Delegation bei der Konferenz, Hanan Aschrawi, am Freitag der französischen Nachrichtenagentur 'afp‘ mitteilte, erhielten die Palästinenser bereits eine entsprechende Einladung aus den USA.

Israel hat unmittelbar nach der Bekanntgabe dieser Entscheidung am Freitag mittag offiziell protestiert, weil sie nur wenige Stunden vor dem geplanten Zusammentreffen von Ministerpräsident Schamir mit dem US- Präsidenten Bush erfolgte. Dies wird in Jerusalem als regelrechte Brüskierung betrachtet. Schamir betonte denn auch, die Entscheidung über den Ort sei noch nicht gefallen und werde im Gespräch mit Bush noch erörtert. Noch gestern hatte Schamir bei seinem Treffen mit US-Außenminister Baker erklärt, daß er dem amerikanischen Präsidenten Zypern als Verhandlungsort für die Gespräche mit der jordanisch-palästinensischen Delegation vorschlagen will.

Schamir akzeptiert Washington nur ungern als Ort der Verhandlungen, „weil dies zu weit vom Nahen Osten entfernt ist“. „Solche Sachen kann man nur schwer fernsteuern“, erklärte er gestern in einem Interview mit dem 'Boston Herald‘. Schamir dürfte damit weniger ein technisches Kommunikationsproblem meinen.

In Washington stünde die israelische Delegation aber unter direkter amerikanischer Kontrolle, insbesondere auch durch amerikanisch- jüdische Politiker. Letztere haben sich während der letzten Wochen mehrheitlich und in aller Deutlichkeit gegen Schamirs unversöhnlichen Kurs gegenüber den Palästinensern ausgesprochen und haben ihn ihre Skepsis auch vorgestern bei ihrem Zusammentreffen in Baltimore spüren lassen. Dort hatte Schamir erneut bekräftigt, daß an eine Rückgabe arabischer Gebiete nicht zu denken sei.

Die arabischen Regierungen hatten sich in der Debatte über die Fortsetzung der Nahostkonferenz für einen europäischen Verhandlungsort ausgesprochen. US-Außenminister Baker hatte die streitenden Parteien in Madrid aufgefordert, sich binnen zwei Wochen zu einigen, andernfalls würden die USA und die Sowjetunion den Tagungsort bestimmen.