Hundert erfolgreiche Frauen

■ Frauen-Tagung „Miteinander ins Geschäft kommen“/ Ideen, Tips, Gefühle

“Wenn der Chef über den Flur brüllt, ist er ein toller Kerl. Wenn das eine Chefin tut, hat sie schlecht geschlafen.“ Erfahrungsaustausch von Unternehmerinnen, Existenzgründerinnen und Frauen in Führungspositionen, das war das Ziel der Tagung Miteinander ins Geschäft kommen am vergangenen Samstag in den Tagungsräumen des BITZ. Die rund hundert Teilnehmerinnen wollten aber nicht nur (frauenspezifisch) miteinander ins Gespräch, sondern eben ins Geschäft kommen, und dazu boten vier Workshops reichlich Gelegenheit.

Vier erfolgreiche Frauen hatten die Idee zu der Tagung: Karriereberaterin Monika Becht, Versicherungsfachfrau Bärbel Hartz, Irene Helmers-Schwarz, Lehrende in Sachen Rhetorik und Kommunikation, und Katerina Vatsella, zuständig für Kunst und Kreativität.

Die meisten erfolgreichen Frauen wissen von sich, daß sie zur Selbständigkeit erzogen wurden oder daß wirtschaftliche Unabhängigkeit immer ihr Ziel war. Manche Frauen sind „irgendwie in ihre Führungspositionen hineingerutscht“. Allen gemeinsam ist, daß sie Sachkompetenz und Durchsetzungsvermögen immer besonders herauskehren müssen, um männlichen und auch weiblichen Zweifeln zu begegnen. Darum ging es im Workshop für Frauen in Führungspositionen und Unternehmerinnen. Und um Arbeitssucht. Einhellige Meinung: Wer Führungspositionen anstrebt, kommt nicht mit einem geregeltem Achtstundentag aus. Auch ist die angehende Top-Frau gut damit bedient, sich einige wenige männliche Verhaltensweisen abzugucken: „Dieses väterliche Lächeln, das die Herren Kollegen haben, kann man vor dem Spiegel lernen“, sagt Birgit Martens vom Verband deutscher Unternehmerinnen.

Bei vielen ist der berufliche Ehrgeiz vorübergehend durch Familienarbeit verschüttet, und sie müssen tief nach ihren ursprünglichen Fähigkeiten, Ideen und ihrem Selbstbewußtsein graben.

Als Einzelkämpferinnen machen es sich Frauen oft unnötig schwer. Von Männeraugen kritisch beäugt, wollen sie beim andern Geschlecht keinen Rat suchen. Da nützt nur weibliche Abhilfe. Dafür ergab sich auf der Tagung reichlich Gelegenheit. In den Workshops kam es zu den reinsten Ideen- und Vernetzungsexplosionen. Die eine suchte ein Haus, die andere hatte es. Die eine suchte ein Marketing-Konzept für ihr Papp-Spielzeug, die PR-Fachfrau und die Grafik-Designerin wollen es liefern. Die eine fühlt sich schlecht beraten in Steuerfragen (“Bei meinem Steuerberater fühle ich mich immer wie ein Baby“) — dem Problem konnte abgeholfen werden. Unternehmerinnen in verwandten Sparten, beispielsweise Naturmatrazen und Raumausstattung, erwägten gemeinsame Geschäfte.

Im Visionen-Workshop wurden Frauen mit ihren bisher unverwirklichten Ideen auf Herz und Nieren geprüft und mit Ideen kuriert. In den Pausen setzte wilder Adressenaustausch ein.

Auch die Frauen, denen selbstgestrickte Vernetzungen nicht ausreichen, kamen zu ihrem Recht: Sie können als Nachwuchs die etwas verstaubten Verbände Deutscher Verband berufstätiger Frauen (mit weltweiten Strukturen) und den Verband deutscher Unternehmerinnen (nur etwas für Frauen mit anständigen Umsatzzahlen) auffrischen. Nicht zu vergessen die Bremer EG-Beratungsstelle, die Wege zu ungeahnten Subventionstöpfen und Märkten im Ausland aufzeigt. Und wer noch Räume sucht oder Geld anlegen will ist im Frauenstadthaus gut aufgehoben. Im Frauenbranchenbuch bieten Frauen Dienstleistungen auch in sogenannten Männerdomänen an.

Nur am Rande ging es um häusliche Gleichberechtigung: Wohin mit den Kindern? Wer macht die Hausarbeit? Tip der Kollegin von Radio Bremen: Kinder gar keine und Männer nach Bedarf. Beate Ramm