Golfkriegsgegner Eric Larsen zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt

Genf (taz) — Der US-Marinereservist Eric Larsen ist am vergangenen Mittwoch zu sechs Monaten Haft in einem Militärgefängnis verurteilt worden. Der Vorwurf des Militärgerichts in Camp Lejeune im US- Bundesstaat North Carolina: Desertion. Außerdem wurde er „unehrenhaft“ aus der Marine entlassen.

Larsen, einer der bekanntesten Golfkriegsgegner unter den US-Soldaten, hatte seine Einheit bereits im Oktober letzten Jahres verlassen. Er beantragte den Status eines Gewissensverweigerers und engagierte sich in den USA sowie in Europa gegen den Golfkrieg. Unter anderem trat er bei zahlreichen Antikriegs— Veranstaltungen in der Bundesrepublik Deutschland auf. Larsen, der bereits die vergangenen acht Monate in der Militärbasis Camp Lejeune auf seinen Prozeß gewartet hatte, trat seine Haft noch am Mittwoch an. Amnesty International erklärte ihn, zusammen mit 24 anderen inhaftierten Kriegsdienstverweigerern, zu einem „Gewissensgefangenen“.

Larsens Anwalt kündigte nach dem Urteilsspruch Berufung beim militärischen Appelationsgerichtshof an. Außerdem will er Widerspruch gegen die Weigerung der Marine einlegen, seinem Mandanten den Status eines Kriegsdienstverweigerers aus Gewissensgründen zuzuerkennen und ihn in Ehren zu entlassen. Im April war Larsen ursprünglich wegen „Desertion in Kriegszeiten“ angeklagt worden. Nach der US-Militärgesetzgebung ist dies ein „Vergehen“, für das die Todesstrafe verhängt werden kann. Nach weltweiten Protesten war die Anklage erst letzte Woche auf „Desertion mit der Absicht, einen wichtigen Dienst zu vermeiden“, reduziert worden.

Als Beweismittel der anklagenden Bundesregierung gegen Larsen ließ das Gericht unter anderem die Videoaufzeichnung einer Fernseh- Talkshow zu. Diese enthielt eine Szene, bei der der Angeklagte vom konservativen Veteranenverband „American Legion“ wütend beschimpft wurde. Andreas Zumach