Gefangene aus Ost-Timor verschleppt

Jakarta/Berlin (afp/taz) — Die indonesische Polizei will vorerst zwölf Personen in Haft halten, die bei dem Massaker an einer Trauergemeinde am 12. November in Dili im annektierten Ost-Timor festgenommen worden waren. Dies berichtete die indonesische Tageszeitung 'Kompas‘ am Sonntag unter Berufung auf den Polizeichef von Dili, Ishak Kodijat. 29 weitere Personen würden bald freigelassen. Der Polizeichef konnte nicht erklären, warum die zwölf anderen weiter festgehalten werden.

Der Generalsekretär der Demokratischen Union Timors (UDT), Domingos Oliveiros, hatte zuvor der portugiesischen Agentur 'Lusa‘ mitgeteilt, die Menschen, die bei dem Massaker von Dili am 12. November verletzt und weggeschleppt worden waren, seien nach Cupao und Atambua im indonesischen Teil Timors gebracht worden. Er wisse jedoch nicht, ob die Verletzten in einem Krankenhaus behandelt würden oder ob sie in ein Gefängnis gesperrt worden seien. Die Mehrzahl der Verwundeten befinde sich in einem „ernsten Zustand“. Kompas zitierte am Sonntag den Kommandeur der indonesischen Armee für Operationen in Ost-Timor, Brigadegeneral Rudolf Samuel Warouw, mit den Worten, er habe am Samstag in Dili seinen Soldaten Anweisung gegeben, gezielt auf jedes Mitglied einer maskierten Gang zu schießen, die „Angst und Schrecken unter der Bevölkerung verbreitet“.

Unterdessen forderte amnesty international die Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission, da zu bezweifeln sei, daß die von Jakarta eingesetzten Kommission zu einer objektiven Aufklärung der Vorfälle gelangen werde. Die Militärbehörden weigern sich, die Namen der bei dem Massaker Getöteten und Verwundeten zu nennen. Sie erlauben auch dem Internationalen Roten Kreuz nicht, die Gefangenen zu besuchen.

In Lissabon hatten am Freitag abend mehrere tausend Menschen gegen das brutale Vorgehen der indonesischen Armee protestiert. Zu den Kundgebungsrednern gehörte die Frau des portugiesischen Präsidenten Soares, Maria Barroso, die von einem „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ sprach und das Recht der Timoresen auf Selbstbestimmung betonte.