Heute im Packhaus

■ Attwenger & Appenzeller Space Schöttl

Viele von uns haben zum heimatlichen Liedgut ein eher gestörtes Verhältnis. Das hat seine guten Gründe. Da ist die tödliche Überhöhung alles „Deutschen“ durch die Nazis. Und die tumben „Heimatklänge“ von heute, die deutschtümelnde SpießerInnen in Schunkelreflexe verfallen lassen, tragen auch nicht gerade dazu bei, ein anderes Verhältnis zu gewinnen. Andere Versuche, wie sie etwa von Zupfgeigenhansel oder von Helmut Debus unternommen wurden, blieben auf einen begrenzten ZuhörerInnenkreis beschränkt. Anders als beispielsweise in Großbritannien gab es hierzulande auch kaum seriöse Anstrengungen, Volkslieder und Pop zu verschmelzen. Das könnte demnächst anders aussehen. Nicht aus dem neuen Doitschland, sondern aus Österreich und der Schweiz schallen frische Töne in deutscher Zunge.

Töbler (Hackbrett, d.i. ein zitherartiges Saiteninstrument, das mit Klöppeln angeschlagen wird) und Ficht Tanner (Baß) bilden das Appenzeller Space Schöttl. Die beiden Schweizer Musiker kommen ursprünglich aus der Free- und Avantgarde-Ecke. Seit ihrem Umzug ins Appenzellerische haben sie offensichtlich ihre regionalmusikalischen Roots entdeckt und fröhnen nun einem skurrilen Crossover aus alpenländischer Volksmusik mit Rock-, Jazz- und Klassikelementen.

Das oberösterreichische Duo Attwenger versteht seine Musik wohl eher als zeitgemäße Volksmusik denn als Crossover. Und recht haben sie. Ländler-Punk, Gstanzel- Hip Hop oder Alpen-Rap sind nur unpräzise Annäherungen an die Musik von Attwenger. Zum wilden Getrommel von Markus Binder saust Hans-Peter Falkner über die Knöpfe seiner Ziehharmonika, dazu singen beide in unverfälscht steirischem Dialekt und heraus kommt die einzige Art, heutzutage seriöse Volksmusik zu machen. Arnaud

Heute abend, 20.30h Orchesterboden Packhaus im Schnoor.

Ein Interview mit dem Duo Attwenger finden Sie auf der taz- Bremen-Kulturseite 23.