FDP-Wähler: Große Koalition

■ Grüne Sympathisanten stehen voll hinter der Ampel

54 Prozent der wahlberechtigten BremerInnen wünschen sich eine große Koalition. Nur 39 Prozent bevorzugen dagegen die Ampel- Koalition aus SPD, FDP und Grünen; 7 Prozent waren unentschieden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Telefonumfrage unter 1.075 BremerInnen, die das Mannheimer IPOS-Institut (Forschungsgruppe Wahlen des ZDF) vom 15.-19. November im Auftrag der Bremer CDU durchgeführt hat. Besonders niederschmetternd ist das Umfrage-Ergebnis für die FDP. Fast zwei Drittel ihrer Anhänger (64 %) sprachen sich für eine große Koalition aus, obwohl ihre Partei daran nicht beteiligt wäre. Noch schlimmer: 29 Prozent der befragten BremerInnen, die am 29. September FDP gewählt haben, hätten ihre Stimme einer anderen Partei gegeben, wenn sie damals schon gewußt hätten, daß die FDP eine Koalition mit den Grünen eingehen würde. Vor allem die CDU hätte davon profitiert.

„Claus Jäger handelt gegen zwei Drittel seiner Wähler“, faßte Bremens CDU-Chef Bernd Neumann gestern das Umfrage- Ergebnis zusammen. Die „Ampel“ sei von Anfang an eine „politische Mißgeburt“ und die vorliegende Meinungsumfrage auch ein „vernichtendes Ergebnis für Klaus Wedemeier“. Denn der habe nach der Wahl gesagt, jetzt müsse man „den Wählern aufs Maul schauen“. Doch passiert sei das Gegenteil: Nur 29 Prozent der Befragten waren der Meinung, daß eine Ampelkoalition „die anstehenden Probleme im Land Bremen eher lösen“ kann. Dagegen hielten 54 Prozent der Befragten ein große Koalition für kompetenter.

Trotz des auch für den verantwortlichen IPOS-Mitarbeiter Matthias Jung „äußerst überraschenden Ergebnisses“ bei den FDP-Wählern haben sich jedoch in bezug auf die Gesamtstärke der Partei nur geringe Veränderungen gegenüber dem 29. September ergeben. Das Ergebnis der „Sonntags-Frage“ in der Telefonbefragung stimmt bis auf eine Abweichung von weniger als zwei Prozent mit dem Landtagswahlergebnis überein.

„Die Bremer FDP-Wähler waren schon immer durch eine stark konservativ-liberale Grundhaltung gekennzeichnet“, begründete IPOS-Mitarbeiter Jung das Ergebnis. Eine große Koalition entspräche deshalb wesentlich stärker ihrer „bürgerlichen Grundüberzeugung“ als eine sozialliberale Zusammenarbeit — auch wenn die FDP nur dabei selber im Senat vertreten sei. Eine CDU-Beteiligung am Senat fänden 77 Prozent der FDP-Wähler „gut“ oder „sehr gut“, eine Beteiligung der Grünen im Senat dagegen 52 Prozent „schlecht“ bzw. „sehr schlecht“.

Ausgesprochen ermutigend ist die IPOS-Umfrage dagegen für die Grünen. 98,8 Prozent ihrer WählerInnen fanden eine grüne Senatsbeteiligung „sehr gut“ oder „gut“, nur 1,2 Prozent waren dagegen. Selbst unter Einbeziehung der FDP gibt es offenbar unter Bremens Grün-WählerInnen keine Fundamental-Opposition gegen eine Regierungsbeteiligung. Ganz deutlich wird in der Umfrage auch die rot-grüne Präferenz bei SPD und Grünen. 55 Prozent der SPD-WählerInnen begrüßen eine grüne Senatsbeteiligung und sogar 82 Prozent der Grünen eine Regierung mit der SPD.

Deutlichen Rückhalt verspürt auch Bernd Neumann mit seiner Befürwortung einer großen Koalition durch die Umfrage. 86 Prozent der CDU-WählerInnen hielten eine Regierungszusammenarbeit der CDU mit der SPD für die beste aller Möglichkeiten, Bremens Probleme zu lösen. „Bis in die Gewerkschaften hinein“ gehe die Unterstützung einer großen Koalition, berichtete Neumann. Eine Ampel-Koalition bedeute dagegen sogar gegenüber der bisherigen SPD-Senatspolitik noch eine weitere Verschlechterung. „Eine Ampel-Kreuzung, an der alle Lichter brennen, führt zum Chaos oder zumindest zur Blockade“, ahnt der CDU-Chef. Auch in Bonn werde darüber „mehr gespottet als ernsthaft geredet“. Ase