KoKo bringt noch drei Milliarden DM

■ Treuhand: DDR-Außenhandelsbetriebe mit sechs Milliarden DM Verlust/ Zunehmend Forderungen nach Schadenersatz — SteuerzahlerInnen müssen löhnen/ Abwicklung bis 93

Berlin (dpa/ap/taz) — Die Abwicklung der 45 ehemaligen Außenhandelsbetriebe der DDR wird die deutschen SteuerzahlerInnen fast sechs Milliarden DM kosten. Dagegen können aus der Abwicklung des einstigen, auf die Erwirtschaftung von Devisen ausgerichteten KoKo-Imperiums von Alexander Schalck-Golodkowski „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ drei Milliarden DM erwartet werden. Dies teilte das Vorstandsmitglied der Treuhandanstalt, Günter Rexrodt, am Montag in Berlin mit.

Die Treuhand muß bei den Außenhandelsbetrieben die Schulden bezahlen und die Forderungen zugunsten des Ausgleichsfonds Währungsumstellung beziehungsweise des Kreditausgleichsfonds eintreiben. Von den drei Milliarden DM Verlust wird die Treuhand freigestellt. Er sei damit zu erklären, daß immer weniger Abnehmer ihre bestellten Produkte wollten, eine ganze Reihe von Ostkunden nicht zahle und im Westen zunehmend Schadenersatzforderungen geltend gemacht würden. Die Betriebe zählten zu Jahresanfang noch 5.000 Beschäftigte, bis zum Ende 1991 werden es nur noch 2.000 sein. Ein Außenhandelsbetrieb sei als Ganzes verkauft worden, und drei weitere, nämlich Takraf, Textima und das Arzneimittelwerk Dresden, würden noch veräußert. Bis Ende September seien 18 Geschäftsbereiche in Abwicklung gegeben worden, der Rest werde bis Jahresende folgen. Für 38 Außenhandelsbetriebe liegen die Eröffnungsbilanzen vor. In einer Reihe von Fällen seien Unregelmäßigkeiten festgestellt worden.

Die Betriebe hatten ihre Tätigkeit noch nach der Währungsunion fortgesetzt und ein Vertragsvolumen von drei Milliarden DM vereinbart, wovon 500 Millionen DM auf 1991 entfielen. Die Abschlüsse im Jahre 1991 seien in aller Regel zu guten Konditionen erfolgt, sagte Rexrodt.

In mühseliger Kleinarbeit habe die Treuhand das „schwierige Geflecht der Kommerziellen Koordinierung“, wie der von Schalck-Golodkowski geführte Bereich hieß, entwirrt. „Am Anfang gab es ein Organigramm und ein paar Akten“, erklärte Rexrodt. Das KoKo-Imperium wurde von der Treuhand in sieben Holdinggesellschaften zusammenfaßt. Ihnen unterstanden ursprünglich 145 Betriebe, von denen mehrere inzwischen liquidiert wurden. Aufgelöst werden unter anderen die Waffenhandelsfirma Imes, die Handelsfirma für Luxuswaren Asimex sowie das Unternehmen K+A, das mit Kunstwerken und Antiquitäten gehandelt habe. Teilweise aufgelöst oder verkauft werden Unternehmen wie die für Mineralöl und Metall zuständige Intrac, die Handelsfirma der ehemaligen Intershop-Läden Hanco und die Berliner Makler- und Handelsgesellschaft. Von den ehemals über 2.000 Mitarbeitern seien derzeit noch 1.000 in den noch arbeitenden Unternehmen beschäftigt.

Die Treuhand stellte fest, daß im Rahmen der von dem früheren DDR- Ministerpräsidenten Hans Modrow (SED) angeordneten Sicherstellung des Auslandsvermögens per 31. Dezember 1989 Valutabestände von 5,7 Milliarden DM bei DDR- und für 1,6 Milliarden bei Auslandsbanken bestanden. Außerdem existierten 15,2 Milliarden DDR-Mark auf verschiedenen Konten.

Die Valutabestände wurden im ersten Halbjahr 1990 in den Staatshaushalt der DDR rückgeführt. Rexrodt fügte hinzu, Grabungen in Kellern und das Durchforsten von Konten in den verschiedenen Ländern hätten die „häufig zitierten zweistelligen Milliardenzahlen, die dem Staatshaushalt der Bundesrepublik eigentlich zuzufließen hätten, nicht erbracht“.

Beide Bereiche sollen bis Ende 1993 abgewickelt sein. diba