Bremer Messegeschäft hat schlechten Ruf

■ Messegeschäft soll unter staatlicher Regie aufgeteilt werden / Warnung des Fachverbandes

Bremen soll Messeplatz werden, das ist erklärtes Ziel bremischer Wirtschaftspolitik und dafür investiert die Stadt nicht nur 120 Millionen in das neue Kongreß- Zentrum, sondern subventioniert auch kräftig das alltägliche Messegeschehen. Unter staatlicher Regie, das ist das Konzept, sollen private Firmen sich engagieren: „Konzentration aller Messeaktivitäten in einer Messegesellschaft“ ist die Überschrift. Eine Messe-GmbH soll gegründet werden, steht in einer Senatsvorlage, die den privatwirtschaftlichen Partnern eine „verläßliche Kalkulationsgrundlage“ bietet und „planvolle Ordnung“ in das Messegeschehen bringen soll. Ein Messekalender soll geführt werden.

Warum dafür der Buchungs- Kalender der Stadthalle nicht ausreicht, sondern eine neue GmbH gegründet werden soll, weiß Stadthallen-Chef Heinz Seesing auch nicht. Er hat von der Senatsvorlage, die das Geschenen in seinen Hallen betreffen, nicht einmal in Kopie bekommen. Ab 1992 sind die Messen, die bisher die Stadthalle in eigener Regie organisiert hat, an private Firmen verteilt — die Hannoveraner Agentur Heckmann und KPS sollen das Geschäft machen. Sie sollen auch, neben diversen Vertretern der Stadtgemeinde, in der Messe- GmbH das Sagen haben.

Unklar ist bislang, ob die Aussteller diesen Wechsel der Agenturen für ihre Fachmessen so ohne weiteres mitmachen. Bekannt ist hingegen, daß die Kompetenz der Messe-Veranstalter heftigen Zweifeln ausgesetzt ist. Denn es muß nicht Messe drin sein, wo Messe draufsteht. So hat die „BremTec“, zuletzt unter kommunaler Regie durchgeführt, nur Defizite erwirtschaftet und unter den potentiellen Ausstellern einen denkbar schlechten Ruf. „Messe“ wurde die kommunale Technologie-Show vorsichtshalber nicht genannt.

Der Bremer „Messeveranstalter“ KPS mußte vor wenigen Wochen eine deutliche Rüge einstecken: „Drei Messen unter einem Dach“ hatte KPS seine Bauen&Wohnen, Land&Technik und BIOTA bezeichnet. Der Fachverband FAMA, der über den guten Ruf des Titels Messe wacht, rügte diesen Etikettenschwindel mit deutlicher Ohrfeige an den Bremer Wirtschaftssenator: „Leider müssen wir feststellen, daß Branchen-Außenseiter das mühsam erworbene Image und den guten Namen Ihrer Messestadt mit unseriösen Projekten verspielen.“ Beckmeyer antwortete mit dem Hinweis darauf, daß die Bremer Handelskammer dem Veranstalter KPS den Titel „Messe“ für den Dreierpack untersagt habe. Beckmeyer verschwieg allerdings, daß KPS das bremische Standbein in seiner Konzeption einer Messe- GmbH ist. Der Fachverband FAMA hat KPS bis heute nicht unter die Messeveranstalter aufgenommen. Was den bremischn Unternehmer nicht hindert, in seinem Weser-Report eine „Fahrrad-Messe“ anzukündigen, zu der er die Kooperation des ADFC gewonnen hat. „Wie Sie wissen, ist die Gewerbeordnung ein Bundesgesetz“, schrieb der FAMA mahnend in Sachen KPS. Und dort ist geregelt, was sich Messe nennen darf und was nicht. „Es wäre sehr schade und dem guten Ruf Ihrer Stadt abträglich, wenn die mühdam errungene Reputation und Position Ihres Messeplatzes Bremen durch Veranstalter beeinträchtigt würden, die ihre 'Schöpfungen' mit heißer Nadel stricken...“, mahnte die FAMA den Wirtschaftssenator.

Aber die Bremer Politik ist durch Mahnungen bundesweiter Fachverbände nicht zu beeinflussen. Die Ampel-Koalitionsrunde beschloß zum Thema Messen, daß nicht nur eine „Messe- GmbH, sondern sogar umfassende „Hanseatische Veranstaltungs-Gesellschaft“ (HVG) gebildet werden soll, die auch den Tourismus unter sich hat. K.W.