Lehrer können aufatmen

■ Entscheidung über die Erhöhung der Arbeitszeit für LehrerInnen wird auf März kommenden Jahres vertagt/ GEW setzt angedrohte Warnstreiks aus

Berlin. Die Berliner Lehrer und Lehrerinnen haben sich mit ihren Protesten gegen eine Erhöhung der Pflichtstundenzahl erst einmal durchgesetzt. In seiner heutigen Sitzung wird der Hauptausschuß nun doch nicht darüber beschließen, sondern die Entscheidung über eine Erhöhung der Arbeitszeit für LehrerInnen bis März vertagen.

Bis dahin soll Schulsenator Klemann (CDU) detailliertere Daten insbesondere über die Situation in den östlichen Bezirken vorlegen. Durch die Erhöhung der Pflichtstundenzahl sollten eigentlich 1.500 LehrerInnenstellen wegfallen, wovon allerdings 700 Stellen nicht gestrichen, sondern für den zu erwartenden Anstieg der SchülerInnenzahl angerechnet würden. Endgültig vom Tisch ist die Erhöhung der Pflichtstundenzahl allerdings noch nicht — jetzt aber sollen auch Alternativen dazu geprüft werden.

Der Hauptausschuß versuche, das Gesicht des Senats nicht allzusehr zu beschädigen und vertage den Konflikt auf das kommende Frühjahr, erklärte dazu gestern Sybille Volkholz, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/ Grüne. Ihre Fraktion werde darauf achten, daß die Entscheidung jetzt nicht über die anstehenden Bezirkswahlen hinaus verzögert werde.

Die GEW wertete die Ankündigung des Hauptausschusses als Teilerfolg und kündigte an, die für den 3. Dezember festgelegten dezentralen Warnstreiks gegen die geplante Arbeitszeitverlängerung auszusetzen. Die Entscheidung, die geplanten Stelleneinsparungen jetzt nicht an eine Arbeitszeitverlängerung zu binden, so der GEW-Vorsitzende Erhard Laube, sei ein »Akt der Vernunft«. Da eine endgültige Entscheidung lediglich aufgeschoben worden sei, begrüße es die GEW, daß an vielen Schulen Protestformen unterhalb der Arbeitsniederlegung stattfänden.

Auch der Sprecher der Schulverwaltung, Laurenz Ungruhe, mochte gestern keinen endgültigen Erfolg der Lehrerschaft erkennen. Die Vertagung sei kein »grundsätzliches Abwinken«, sondern notwendig, um den Sparvorschlag des Senators wasserdicht zu machen. Tragfähige Alternativen nämlich seien nach wie vor nicht in Sicht. maz