Neues von der Weißwurschtfront

■ Der FC Bayern hat jetzt zwei rechtmäßig berufene Vizes und einen rechtskräftig verurteilten Trainer

Berlin (taz) — „Bayern verkommt zum Weißwurschtverein“, hatte Robert Schwan unlängst über den Verein orakelt, der zu jener Zeit, als er ihn managte, noch ein Kaviar-Club gewesen war. Falls er recht haben sollte, sieht es um die Reputation der Weißwurscht innerhalb Bajuwariens alles andere als gut aus. Seit Anfang dieser Woche haben die Münchener zwar nun zwei rechtmäßig berufene Überbayern als rechtschaffene (zusätzliche) Vizepräsidenten, aber auch einen rechtmäßig verurteilten Verbrecher als rechtschaffenen Übungsleiter. Wegen Steuerhinterziehung anläßlich seines Transfers von Amsterdams Ajax zum FC Bayern im Jahre 1983 hat ein Amsterdamer Gericht den Dänen Sören „oh jo, jo“ Lerby zu 220.000 Mark Geldbuße und sechs Monaten Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.

Und da hat der joviale Dauergrinser sogar noch Glück gehabt, denn der böse Onkel Staatsanwalt wollte „die Sören“ sogar in den Knast schicken. Das liebe Gericht hat davon aber abgesehen, da ihm jener Ort, so hieß es in der Urteilsbegründung, seine weitere Berufsausübung bei den Bayern unmöglich gemacht hätte. Doch wer weiß, was bei jenem Wurschtelverein dieser Tage unmöglich ist, außer gut Fußball zu spielen ?

Der neue Vizekaiser Franzl zum Beispiel war zu seiner Inthronisation am Montagabend selbstverständlich nicht in den Münchener Löwenbräukeller geeilt, er weilte privat im Ausland, und überhaupt war es Ihro Gnaden „völlig wurscht (!!), ob ich gewählt werde oder nicht“. Was er dann bei den Bayern wolle, wenn ihm das ganze wurscht is'? Der Kaiser schlicht: „Ich bin halt da.“ Aber da war er eben nicht.

Da war nur Heinzken Rummenigge. Da war auch Fritze Scherer, der drei weitere Jährchen den Oberbayern markieren darf. „Wenn Aumann zurückkehrt“, bestimmte der professorale Neo-Coach vor versammelter Vereinsmannschaft, „ist er die Nummer eins.“ Doch was wird dann aus Toni Schumacher? Und da Sören nicht in Amsterdam sitzen muß, muß man auch den Ex- Wurschthändler erstmal weiterhin auf dem Bayernbänkchen ruhen lassen. Und dann gibt es auch noch den Wurstfabrikanten Uli Hoeneß. So oder so, der FC Bayern bleibe, so konterte Scherer Robert Schwans Würschtelvorwurf, eine „Institution in München, Bayern, Deutschland und Europa“. Ganz genau halt, wie die Weißwurscht auch. Peter Unfried