GASTKOMMENTAR
: Anlaß zur Hoffnung

■ Japan verbietet die Treibnetzfischerei — aber nicht aus ökologischen Motiven

Damit haben die Umweltschützer international mal wieder einen Erfolg errungen. Der japanische Agrar- und Fischereiminister verkündete gestern morgen in Tokio, daß Japan seine umstrittene Hochsee-Treibnetzfischerei bis Ende 1992 einstellen wird. Japan besitzt mit über 600 Schiffen die größte Treibnetzflotte im Nordpazifik. Taiwan und Südkorea, deren Flotte aus jeweils 150 Schiffen besteht, fischen ebenfalls mit Treibnetzen bis zu 60 Kilometern Länge. Die Schäden dieser Fischerei sind unermeßlich groß. Beim Tintenfischfang beispielsweise gingen Millionen Tiere, darunter Delphine, junge Wale, Meeresschildkröten, Seevögel und Haie als Beifang in den Maschen der Netze zugrunde.

Das Einlenken der japanischen Regierung muß vor dem Hintergrund massiver internationaler Proteste und der gerade laufenden Verhandlungen über die Einstellung der Treibnetzfischerei in der Generalversammlung der Vereinten Nationen gesehen werden. Eine von den USA eingebrachte Resolution, die von zahlreichen Ländern unterstützt wird, fordert ein totales Verbot der zerstörerischen Treibnetzfischerei. Nicht etwa die Einsicht in ökologische Zusammenhänge leitet die japanische Regierung. Sie geht vielmehr nach wie vor davon aus, daß Modifikationen in dieser Fangtechnik den Einsatz kilometerlanger Netze erlauben. Die Fischerei mit gigantischen Treibnetzen ist aber nur für den Preis des ökologischen Kahlschlags zu haben. Dafür gibt es keine Schutzmaßnahmen und kein Management-Konzept, wie es japanische und französische Befürworter der Treibnetzfischerei immer wieder als „Lösung“ anpreisen.

Die überraschende Nachricht aus Japan gibt Anlaß zur Hoffnung, selbst wenn das von der UNO bereits 1989 und 1990 geforderte Moratorium ab Juni 1992 damit nicht eingehalten wird und Japan bis dahin nur die Hälfte seiner Fangschiffe zurückziehen will. Es ist höchste Zeit, die durch die Fischerei weltweit entstehenden Umweltschäden zu registrieren und nur noch Praktiken zu erlauben, die nicht die Gesunderhaltung und Integrität der Meere aufs Spiel setzen. Ein internationales Abkommen zum weltweiten Verbot der Hochsee-Treibnetzfischerei ist dringend erforderlich. Wiebke Schwarzbach

Die Autorin ist Leiterin der Fischerei-Kampagne bei Greenpeace