Flüchtlinge brechen „Versorgungsstreik“ ab

Bochum (taz) — Bochumer Flüchtlinge in einem Containerlager haben ihren „Versorgungsstreik“, in den sie am Dienstag vergangener Woche getreten waren (die taz berichtete darüber) gestern abgebrochen.

Anfangs hatten fast alle, später etwa die Hälfte der zweihundert Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten, das wöchentliche Taschengeld und die von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) ausgegebenen Fertigessen aus einer Rheiner Firma verweigert. Während die AsylbewerberInnen argumentierten, ihre Kinder würden das Essen erbrechen und viele Erwachsene könnten es nicht vertragen, warfen Stadtverwaltung und AWO den Flüchtlingen vor, sie wollten mit ihrer Aktion die Stadt zwingen, ihnen die Sozialhilfe in bar auszuzahlen.

Gleichwohl sagte der Sozialdezernent nach Verhandlungen mit den Flüchtlingen jetzt spezielle Essensportionen für die Kinder, Schonkost für bedürftige Erwachsene und mehr frische Lebensmittel zu. Familien mit Kindern sollen innerhalb zweier Monate in feste Unterkünfte umziehen, wo sie sich selbst verköstigen könnten.

In Bochum wurde die Naturalversorgung bisher in zwei Sammelunterkünften eingeführt, Flüchtlinge in den übrigen Heimen bekommen die Sozialhilfe ausgezahlt.

Nach Auskunft des Geschäftsführers der Bochumer AWO haben einige Flüchtlinge während des Streiks versucht, andere davon abzuhalten, ihre Essensportionen abzuholen und mitzustreiken. Die Polizei bestätigte, daß sie zweimal zur Verpflegungsausgabe gerufen wurde, aber nicht eingreifen mußte.

Während die 'Westdeutsche Allgemeine Zeitung‘ bereits „Rädelsführer“ ausgemacht hat, die die BewohnerInnen des Lagers angeblich „terrorisieren“, bestätigten Flüchtlinge aus der Containersiedlung Bedrohungen aus den eigenen Reihen gegenüber der taz nicht. bm