Gereizte Stimmung auf beiden Seiten

■ Frankreich verdoppelt Wirtschaftshilfe für Vietnam

Hanoi (afp) — Der französische Außenminister Roland Dumas hat bei seinem Besuch in Vietnam die Verdoppelung der Wirtschaftshilfe von derzeit 45 auf 95 Millionen Francs (von 13,5 auf 28,5 Millionen DM) im kommenden Jahr zugesagt. Zusätzlich wird Frankreich die Beträge für die beiderseitige Kooperation um 25 Prozent auf 42 Millionen Francs (12,6 Millionen DM) erhöhen. Nach den Worten von Dumas will sich Paris auch für die vietnamesischen Interessen in den internationalen Wirtschaftsgremien einsetzen. Die Stimmung während des Besuchs war trotz dieser Versprechen auf beiden Seiten gereizt. Die Unterredungen über Investitions- und Arbeitsbedingungen ausländischer Firmen in Vietnam hätten nicht seinen Erwartungen entsprochen, sagte Dumas. Nur dürftig überspielten Unmut löste Dumas auf vietnamesischer Seite mit der Forderung nach weiteren Bemühungen zur Wahrung der Menschenrechte aus. Unter Hinweis auf die kürzlich erfolgte Freilassung des regimefeindlichen Schriftstellers Duong Thu Huong rief er auf der gemeinsam mit seinem Amtskollegen Nguyen Manh Cam gehaltenen Pressekonferenz die vietnamesischen Behörden zu „weiteren Maßnahmen gleicher Art“ auf und überreichte Cam eine Liste mit den Namen von acht inhaftierten Intellektuellen. In seiner Antwort gab der vietnamesische Außenminister indirekt zu verstehen, daß er das für äußere Einmischung halte. Die Frage der Menschenrechte müsse „gemäß den Gebräuchen und der Psychologie eines jeden Volkes“ behandelt werden, sagte er. Gleichzeitig wies er eine Erklärung von Dumas zurück, wonach sich Vietnam durch seine politische Haltung, vor allem durch den Einmarsch in Kambodscha, selbst in die wirtschaftliche Isolierung gebracht habe. Der französische Außenminister, der am Sonntag nach einem dreitägigen offiziellen Besuch Kambodschas in Vietnam eingetroffen war, will seine Indochina-Reise am Dienstag mit einem Kurzbesuch in Laos beenden.