Cityplanung per Diplomarbeit

■ Bremer StudentInnen entwerfen neues Focke-Museum für neuen Standort

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Jackett

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Prof. Dieter Quiram

Die Debatte um einen Umzug des abgelegenen Focke-Museums in die Innenstadt will sich nicht so recht beendigen lassen. Jetzt sind wieder vier Standorte ins Spiel geschubst worden: einer etwa in Wesernähe, gegenüber der Martinikirche, wo jetzt noch keilförmig ein großer Parkplatz klafft. Im Foyer der Hochschule Bremen (Neustadtswall 30) ist seit gestern im Modell zu besichtigen, wie in solcher Lücke ein neuer Museumsbau entstehen könnte (unser Foto). Das hat, als Diplomarbeit, der Architekturstudent Reinhard Beichler gebastelt. Nebenan in Vitrinen ruhen sanftere Entwürfe von KommilitonInnen: ein Museum in den Wallanlagen, auf dem alten Theaterberg gegenüber dem Kennedyplatz; oder eine Art Kontor in historisierender Giebelbauweise an der Schlachte; oder ein verwandeltes Telegrafenamt 2 in der Langenstraße. Das alles ist mehr oder weniger ernst gemeint.

Angestiftet hat die studentische Tüftelei der Architekturprofessor Dieter Quiram. Seit halbwegs entschieden ist, daß das Focke- Museum drauß' in Schwachhausen bleiben, dort aber gehörig erweitert werden soll (taz vom 7.10.91), scheint sich allerdings seine Auffassung erledigt zu haben: Quiram will ein modernes „Museum für Stadtgeschichte“ im Zentrum haben. In Schwachhausen könnte ja, meint er, das Ländliche, also Bauernmöbel und andere Folklore verbleiben. Ein zentraler Neubau für die Abt. Alltags- und Industriekultur würde, sagt er, auch nicht mehr kosten als die geplante Erweiterung des Museums an alter Wirkungsstätte: Quiram hat für eine Verwirklichung der Diplomarbeiten fiktive 25 bis 30 Millionen Mark veranschlagt. Dafür gäbe es 10.000 Quadratmeter Nutzfläche. Soweit die Pläne.

Focke-Museums-Chef: „Mit uns hat niemand geredet!“

Jörn Christiansen, Chef des Focke-Museums, ist darob ein wenig verwundert: „Mit uns hat niemand geredet. Dabei haben wir längst ein detailliertes Raumfunktionsprogramm erarbeitet. Ich weiß nicht, ob Museen geplant werden sollten, ohne die Nutzer zu berücksichtigen.“ Für ihn ist außerdem, sagt er, der Umbaubeschluß eine akzeptable Grundlage. „Und eine Teilung des Museums“, so Christiansen, „kommt für uns erst recht nicht in Frage: Hier bürgerliche und da proletarische Kultur — das würde die Zusammenhänge zereißen, die wir gerade erst aufzeigen wollen.“ schak