Notlandung am Autobahnzubringer

■ Ein erster Erschließungsplan zeigt: Im Hollerland bahnt sich eine architektonische Massenkarambolage an

Jetzt komm'se mal mit hoch in die Lüfte, und lassen Sie uns obige Skizze überfliegen: Was sehen Sie da tief drunten im Hollerland? Was ist das? Ein verwahrloster Campingplatz, verlassen in jäher Panik? Oder haben Riesenkinder ihre Legosteine vergessen? Wo sind sie hin, und woher die Verheerung? Sie wollen vielleicht widersprechen, es ist aber wahr: Dort sollen Menschen leben.

Schon walten die Bagger ihres Amtes an der Lilienthaler Heerstraße und graben unwiderrufliche Erschließungstrassen, obwohl es noch gar keinen gültigen Bebauungsplan gibt. Zugleich sickerte jetzt aus den dunklen Kanälen des Amtes für Stadtentwässerung ein Erschließungsplan, der zeigt, wie man sich allen Ernstes den ersten Bauabschnitt vorstellt. Eine Skizze, die alles verrät, ist oben abgebildet, weil es sonst niemand glaubt.

Linkerhand tanzen fünf Klötze lustig Ringelreih'n, bloß in der Mitten Bi-Ba-Butzemann ist wieder mal zu spät gekommen. Was sind im Ernst die Klötze außer Hindernisse im Gelände? Kein öffentlicher Platz, kein privater Hof — sechs Klötze mit Parcours und zwischendrinnen Abstandsgrün.

Das mittlere Drittel hingegen zeigt eine konsequent strenge Variation des Themas Städtebau: Eine Wohnanlage in Form eines abgesägten U — darauf muß man erstmal kommen. Hilfreich ist sicherlich kariertes Papier. Zumal wenn vorher jemand drauf „Schiffe versenken“ gespielt hat, kann man sich oft direkt die tollsten Ideen abpausen.

Rechts aber, also nordwärts, ist den Verantwortlichen (GEWOBA im Verein mit dem Stadtplanungsamt) vollends das Kind im Planer durchgegangen: Ischa endlich ganzjahrs Freimaak, nüch? Zwanglos wie nur in Budenstädten sind hier die Wohneinheiten durcheinandergewürfelt. Wer in diesem Verhau wohnen wird, hat jeden Tag das Abenteuer eines trigonometrischen Dschungels (mit aufregend krummen Trampelpfaden obendrein). Man sieht sie ja förmlich vor sich, die Planer, wie der eine mit dem Geo-Dreieck immer schreit: „Sagt mir nur eine Zahl! Ich hau euch hier jeden Winkel rein!“ — und alle haben sich gebogen vor Lachen, oder nicht?

Noch am 24.6. versprach man in einem Leserbrief an die taz geradezu ein „Milieu“ und darin inbegriffen eine „Ruhe und Einfachheit der raumbildenden Elemente...wie sie auch in den traditionellen bremischen Quartieren in Findorff oder Schwachhausen zu finden ist“. Was jetzt herauskommt, ist nicht einmal den Namen eines Wohnquartiers wert. Es ist eine peinliche Zumutung für die ganze Stadt.

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