Systemkonform, aber kein Mitläufer

■ Die erstaunliche Karriere von Heinrich Fink/ Der Theologe setzte sich trotz der antizionistischen DDR-Haltung für Beziehungen mit Israel ein/ Keine Angst vor Vergangenheitsbewältigung

Mitte. Heinrich Fink hat bis zu seinem jähen Sturz eine für DDR-Verhältnisse erstaunliche Karriere hinter sich. 1935 in Bessarabien geboren, lebte er nach 1945 mit seiner Familie in der Nähe von Brandenburg. Nachdem er an der Humboldt-Uni evangelische Theologie studiert hatte, wurde er mit seiner Promotion über den protestantischen Theologen Friedrich Schleiermacher 1970 zum stellvertretenden Sektionsdirektor und war zuständig für Erziehung und Ausbildung. 1979 habilitierte er und wurde Direktor der Fakultät. Die Sektion, deren Geschicke er fast 20 Jahre lang mitbestimmte, war dafür bekannt, von allen theologischen Fakultäten die staatlichen Anordnungen am gründlichsten umzusetzen.

Als praktischer Theologe unterrichtete er vor allem Predigtlehre und kirchlichen Unterricht, ein weiterer Schwerpunkt war das Verhältnis der Kirche zu Israel. »Ich habe Fink gekannt als Repräsentanten der Bejahung des real existierenden Sozialismus und als Vertreter der sozialistischen Universitätspolitik«, sagt Wolf Krötke, der jetzige Dekan der theologischen Fakultät. Fink habe aber die Durchsetzung dieser Politik sehr konziliant und dialogbereit betrieben. In Einzelfällen habe er sich immer wieder für StudentInnen und HochschullehrerInnen eingesetzt, die mit dem Staat Probleme hatten oder sogar von der Uni verwiesen werden sollten. Gelitten habe an der Fakultät sicher niemand unter ihm. Daß er als Sektionsdirektor Kontakte zur Staatssicherheit gehabt habe, sei anzunehmen, aber mit der Bewertung solle man es sich nicht zu leicht machen. An der Uni war Fink auch in einer Arbeitsgruppe tätig, die sich für die Integration von Homosexuellen engagierte.

Nach seinen eigenen Worten beschloß er im November 1989, nie wieder zu schweigen, wenn er hätte reden sollen. Nachdem er im April 1990 als Rektor der Humboldt-Universität gewählt wurde, vertrat er die Erneuerung der Uni aus ihren eigenen Potentialen und kämpfte gegen Abwicklung und Beschneidung der Hochschulautonomie. Auch trat er für die Gründung eines neuen Instituts für Sexualforschung ein.

Die Stasi-Vorwürfe wurden kurz nach der Wende erstmals laut im Zusammenhang mit Finks Mitarbeit in der »Christlichen Friedenskonferenz«. Er war Regionalvorsitzender dieser Organisation, die die Außenpolitik der DDR stets unterstützt hatte. cor