Humboldt-Rektor Fink fristlos entlassen

■ Der Rektor der Berliner Humboldt-Universität soll angeblich für die Stasi als „IM“ tätig gewesen sein

Berlin (taz) — Dem Rektor der Ostberliner Humboldt-Universität, Heinrich Fink, ist gestern fristlos gekündigt worden. Die Entscheidung war am Abend zuvor auf einer Sitzung der Personalkommission unter Leitung des Berliner Wissenschaftssenators Manfred Erhardt (CDU) gefallen. Erst am Montag war Fink von Erhard darüber informiert worden, daß eine Überprüfung durch die Gauck-Behörde ergeben habe, daß es Hinweise auf eine Zusammenarbeit mit der ehemaligen Stasi gebe. So soll Fink nach dem Schreiben der Behörde seit 1969 unter dem Decknamen „Heiner“ für die Stasi gearbeitet haben. Die betreffenden Akten wurden jedoch im Dezember 1989 gelöscht. Allerdings sei, so die Gauck-Behörde, die Registriernummer auf der Löschanweisung mit der Namenskarte von Fink identisch.

Fink wandte sich gestern erneut gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Im überfüllten Audimax der Humboldt-Universität (HUB) nannte er das Schreiben der Gauck- Behörde das „Ergebnis einer politisch motivierten Manipulation“. In einigen Wochen finden an der HUB Wahlen für den Rektorenstuhl statt. Fink dementierte, jemals für die Stasi eine Verpflichtungserklärung unterschrieben zu haben oder sonstige Abkommen eingegangen zu sein. Allerdings habe er wie alle Personen in leitenden Funktionen in der DDR „zwangsläufig Kontakt“ mit der Stasi gehabt. Er kündigte an, gegen die Entscheidung der Personalkommission alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen. Zugleich bekräftigte er unter tosendem Applaus der Zuhörer, er fühle sich vom Amt des Rektors nicht entbunden. Auf der Vollversammlung in der HUB bekundeten sowohl Studenten wie Professoren ihre Solidarität mit Fink. Gegen Mittag zogen schließlich mehrere tausend Studenten vor die Zentrale der Gauck-Behörde. Prorektor Volker Klemm übergab dem Stellvertreter Gaucks einen Beschluß des Akademischen Senats der Humboldt-Universität, in dem die Kündigung Finks verurteilt wird. An der HUB beschlossen die Studenten, bis zum Freitag in einen Warnstreik zu treten. sev