: Operation „Blauhelme“ läuft
■ Weltsicherheitsrat verabschiedet „Zwischenresolution“ zu Jugoslawien/ China äußert Bedenken wegen möglicher „Einmischung“/ Steht Generalangriff der Bundesarmeee auf Osijek bevor?
Belgrad(afp/taz) — Die Resolution des Weltsicherheitsrats zu Jugoslawien ist am Mittwoch abend erwartungsgemäß vorsichtig ausgefallen. Immerhin hielt der Rat an dem Zeitplan fest, der eine Reise von Vance zu den Konfliktparteien am Wochenende, die Festlegung der Stationierungsmodalitäten, eine zweite Resolution des Sicherheitsrates und schließlich die entsprechende Anordnung des Generalsekretärs vorsieht. Der ganze Prozeß könnte — die Zustimmung Serbiens und Kroatiens zu der „Pufferzonen-Lösung“ vorausgesetzt — binnen einer Woche über die Bühne gehen. Die minimale Truppenstärke der „peace-keeping- mission“ wird von Militärexperten der UNO auf 10.000 Mann geschätzt, die Anfangskosten auf 200 Millionen Dollar beziffert.
An dem als „Zwischenresolution“ gekennzeichneten Dokument des Sicherheitsrats war bis zur letzten Minute gefeilt worden, um den Bedenken Chinas und der „Nicht- Paktgebundenen“ unter Führung Indiens Rechnung zu tragen. Von „Truppen“ ist nirgendwo die Rede, wohl aber von einer „möglichen Friedenserhaltungsoperation“. Diese bewußte Unklarheit reichte der chinesischen Regierung nicht aus. Sie stellte klar, daß sich die UNO nicht in den jugoslawischen Bürgerkrieg einmischen dürfe. China stehe der Resolution verständnisvoll gegenüber, lehne aber jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates ab. „Die Entscheidung des Sicherheitsrates darf nicht als Präzedenzfall angesehen werden“, sagte der Diplomat. Präzedenzfall für Tibet. Jeder wußte es, keiner sprach es aus. In Slawonien, so meldeten die Kommuniqués, „flauten am Donnerstag die Kämpfe ab“. Ob dies mit Rücksicht auf eine mögliche UNO-Intervention, die ja eine vorhergehende Einhaltung des (14.) Waffenstillstandsabkommens voraussetzt, geschehen ist, kann bezweifelt werden. Nach Informationen kroatischer Militärs reorganisieren die Bundesarmee und die serbischen Freischärlerverbände ihren Truppen, um einen Generalangriff auf Osijek zu starten. C.S.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen