Abendwolken

Abendwolken

Zarte kleine Wölkchen schweben

Hoch am Himmel her und hin,

Führen leichtes, lichtes Leben,

Haben unbewußten Sinn

Diese weißen, wehenden Flocken,

Fängt ein stiller Abendstrahl,

Und die Sonne spinnt am Rocken,

Goldgewebe ziehn durchs Tal.

Also auch durch deinen Himmel,

Süße Liebe, Lebnensruh,

Zieht ein flockiges Gewimmel

Von Gedanken immerzu.

Und mit deinen klaren Blicken

Ordnest du, was lockig kraus,

Und mich selger zu umstricken,

Wird ein goldnes Netz daraus.

Otto Heinrich Graf von Loeben, aus: Alte Wunder wieder scheinen, Gedichte der Romantik, Hrsg. Walter Flemmer, Piper, München 1987