Verpackungsverordnung in Kraft

■ Seit gestern kommen Transportverpackungen nicht mehr in den Müll/ Für den Verbraucher kein Unterschied/ Zahnpastaschachtel darf erst ab April im Supermarkt zurückgelassen werden

Berlin. In Supermärkten und Kaufhäusern schrumpfen die Müllberge — seit gestern ist die sogenannte Verpackungsverordnung in Kraft. Nach und nach müssen bis Ende kommenden Jahres Hersteller und Handel Verpackungen zurücknehmen und verwerten.

In einem ersten Schritt gilt das von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) initiierte Umweltgesetz nur für Transportverpackungen. Händlern dürfen diese Verpackungen — Pappkartons, Styropur, Plastikfolien und Holzverstärkungen — seit gestern nicht mehr in die Mülltonne der Berliner Stadtreinigung werfen, sonst können Bußgelder bis zu 100.000 Mark verhängt werden.

Große Kaufhäuser haben sich auf die Verpackungsverordnung offenbar gut vorbreitet: Das KaDeWe habe bei seinen Lieferanten seit einem halben Jahr darauf gedrängt, Waren in Mehrweg-Verpackungen geliefert zu bekommen, sagt KaDeWe-Geschäftsführer Hans-Dieter Werk. Lieferanten, die keine recyclefähige Pappe, Kunststoffe oder Holz verwenden, müssen bei KaDeWe mit Umsatzeinbußen rechnen. Manche Hersteller seien von der Lieferliste gestrichen worden, berichtet Hans-Dieter Werk.

Für den Verbraucher ändert sich mit der ersten Stufe der Verpakkungsverordnung nur dann etwas, wenn er sich die Ware ins Haus liefern läßt. Dann muß der Kundendienst die Verpackung einer Waschmaschine wieder mitnehmen. Kompliziert wird es, wenn der Käufer einen Fernseher selbst nach Hause transportiert: Juristisch gesehen ist die Transportverpackung dann eine Verkaufsverpackung — der Kunde muß den Verpackungsmüll selbst entsorgen. Die Verbraucherzentrale rät deshalb, neugekaufte Geräte immer kostenlos anliefern zu lassen.

Erst ab 1. April kommenden Jahres müssen Hersteller und Vertreiber auch die Verkaufsverpackungen zurücknehmen. Dann tritt die zweite Stufe der Verordnung in Kraft: »Umverpackungen« wie zum Beispiel die Pappschachtel, in der die Zahnpastatube steckt, können an der Kasse zurückgelassen werden. Das KaDeWe bereitet sich mit einem Probelauf auf diese zweite Stufe des Gesetzes vor. Vor einem »Selbstbedienungs-Basar« stehen seit Oktober letzten Jahres drei Edelstahl-Behälter für Papier und Pappe, Kunststoffe und Styropor für die Kunden bereit. Bis April kommenden Jahres sollen alle Etagen mit den Recycling-Containern ausgerüstet sein. Das Kaufhaus spart dabei sogar: »Entsorgen ist billiger als wegwerfen«, meint der Geschäftsführer.

Erst ab Januar 1993 müssen Einkaufszentren oder der Laden »um die Ecke« auch Verkaufsverpackungen wie Joghurtbecher und Schampoo- Flaschen zurücknehmen und entsorgen. Bis dahin soll die Industrie ein privates Entsorgungssystem einführen. Dirk Wildt