Der praktische Freß-Computer

Göttingen (taz) — Ob Schweinelendchen mit Rosenkohl oder Currywurst-Pommes — wohl jeder hat ein Leibgericht. Wer, vom schlechten Gewissen geplagt, erfahren will, ob sein/ihr Lieblingsessen aus ernährungswissenschaftlicher Sicht wirklich das Gelbe vom Ei ist, kann sich jetzt Klarheit verschaffen: Das betreffende Rezept wird einfach an die Göttinger „Gesellschaft für interdisziplinäre Verhaltenswissenschaft“ (GIV) geschickt. Den Rest erledigt dort ein Computer.

Unter den Augen des Wahrheit-Reporters macht GIV-Geschäftsführer Werner Kappus die Probe aufs Exempel. Kabeljau mit Pellkartoffeln und Senfsauce, eine Mahlzeit für drei Personen? Kein Problem. 600 Gramm Fisch, ein dreiviertel Kilo Kartoffeln, Butter, Milch, Sahne, Zitronensaft, Salz und Zucker werden ins System eingetippt, ein paar Mal die Return-Taste gedrückt, dann summt der Drucker. Oha! Mit über 700 Kalorien ist der Tagesbedarf an Wärmeeinheiten schon fast zur Hälfte gedeckt, die Fettgrenze sogar schon überschritten. Dafür enthält das Gericht zu wenig Vitamine und Balaststoffe. Mit weniger Sahne und Butter, statt dessen aber einer Salatbeilage, kann Kappus die Fischmahlzeit aber trotzdem empfehlen.

Die von der GIV entwickelte Gastro-Software enthält sämtliche 12.000 Zutaten, die im Lebensmittelschlüssel des Bundesgesundheitsamtes enthalten sind. Jedes Rezept, das in Kochbüchern aufgeführt ist, kann mit dieser Datenbank analysiert und auf energieliefernde Inhaltsstoffe, Vitamine oder Mineralien ausgewertet werden. 48 Mark kostet der ganze Spaß einschließlich Korrespondenz und Freß-Verhaltens- Tips. Reimar Paul